Reisebericht Bergamo Tag 1 – Rundgang durch die Città Alta, Basilika Santa Maria Maggiore & der Dom zu Bergamo
Es gibt kaum einen Städtenamen, der mir so häufig im Rahmen von Reisenberichten über den Weg gelaufen ist wie Bergamo. Natürlich liegt dies hauptsächlich am Flughafen Aeroporto internazionale di Orio al Serio und der Nähe zum benachbarten Mailand, weswegen ich es kaum erwarten konnte, selbst einmal die Stadt mit ihren zwei Höhenlagen zu entdecken.
Interessanterweise ist Bergamo sogar eine wichtige Stadt für alle Blogger geworden. Niemand geringeres als die wahrscheinlich berühmteste Modebloggerin der Welt Chiara Ferragni ist hier aufgewachsen. Im Prinzip wäre dies zwar eher ein Argument für Connys Modeblog. Aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein.
Wie in so ziemlich jeder Stadt bietet sich der zentrale Platz der Stadt als Ausgangspunkt für jede Sightseeing-Tour an. Dieser wäre in Bergamo die Piazza Vecchia mit ihrer wunderschönen weißen Biblioteca Civica “Angelo Mai”.
Trotz der Freude auf einen schönen Stadtrundgang musste ich mir kurz vor Beginn ein paar Sekunden Ruhe gönnen. Nach dem Mitflug auf dem Jumpseat wollte ich zuerst meine Fotos in Sicherheit bringen, weswegen ich auf mein Hotelzimmer stürmte und gleich zwei Sicherheitskopien des Film- und Fotomaterials aus dem Cockpit erstellte. Nennt mich ruhig paranoid. Zwar hatte ich bisher weder den Inhalt einer Speicherkarte oder gleiche die Karte selbst beerdigen müssen, dennoch wollte ich überhaupt kein Risiko eingehen. Bei diesem kleinen Umweg konnte ich auch einen ersten Blick auf mein Hotelzimmer im GombitHotel werfen. Nicht schlecht! Besonders wenn man bedenkt, dass sich alle Hotelzimmer in einem alten Campagnile-Wehrturm befinden.
Raus aus dem Zimmer, hinein nach Bergamo. Und wie kann man eine Stadt am besten erkunden? Genau: Von oben.
Dankenswerterweise waren hohe Türme in früheren Zeiten keine Mangelware. Grundsätzlich hatte man immer Bedarf an solchen Bauwerken z.B. zu Observations- oder Verteidigungszwecken. Der Gemeindeturm Campanone (rechts auf dem zentralen Platz Piazza Vecchia) diente den Einwohnern vor allem als Uhr. Jeden Abend schlug die Glocke auf seiner Spitze 180 mal. Dies war genau die Zeit, die den Einwohner blieb um die Stadttore von Bergamo zu erreichen, bevor diese für die Nacht unwiderruflich geschlossen wurden.
Hier noch einmal ein Foto des Turmes von der anderen Seite.
Zuerst einmal muss ein wenig Orientierung sein. Denn tatsächlich ist die Stadt höhenmäßig zweigeteilt. Die Altstadt Città Alta liegt dabei auf einem letzten hügeligen Ausläufer der Alpen, während sich die Neustadt Città Bassa im Flachland erstreckt. Am besten schauen wir uns das mal auf einem Foto an. Der linke Turm mit der dunklen Spitze war übrigens mein Hotel.
Gut zu erkennen ist die hohe Altstadt von Bergamo mit ihrer dichten Bebauung, die abrupt an der Stadtmauer endet. Danach schließt sich die deutlich tiefer liegende Unterstadt an. Auch wenn unser Guide felsenfest behauptete, dass man von hier sogar theoretisch bis zum Mittelmeer sehen könnte, halte ich diese Aussage für etwas gewagt. Die flache und fruchtbare Ebene von Norditalien ist dennoch gut zu erkennen.
Bergamo als kleiner Vatikanstaat – Basilika Santa Maria Maggiore
Auch wenn Bergamo mit 120.000 Einwohnern zahlenmäßig weit von einer Weltstadt entfernt ist, schwebt doch der Ruf von „Klein-Vatikanstadt“ in der Luft. Noch nie habe ich so große Kirchen auf so engem Raum gesehen. Die im Bild gezeigt Basilika Santa Maria Maggiore war ursprünglich noch größer geplant, blieb letztendlich aber unvollendet. Im Inneren zeigt sie sich jedoch sehr imposant.
Gleichzeitig ist sie auch die Grabstätte der beiden wichtigsten Komponisten der Region. Sowohl Johann Simon Mayr als auch Gaetano Donizetti sind hier begraben.
Als kleine Randnotiz muss an dieser Stelle noch das Grabmal des Bartolomeo Colleoni genannt werden. Er selber sah sich zu Lebzeiten als einer der größten, besten und potentesten Edelmänner seiner Epoche. Um auch jeden möglichst deutlich von dieser Ansicht zu überzeugen, ließ er sich selber ein Mausoleum mit seinem Wappen errichten, das gleich drei männliche Geschlechtsorgane zeigt. Wie ihr euch sicher denken könnt soll auch das Reiben am Wappen für den nötigen Kick im Bett sorgen.
Der Dom von Bergamo – Die Cattedrale di Sant’Alessandro
Dennoch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass der gute Herr trotz seines großen Ego gerade einmal acht Kinder hatte. Mit dieser für damalige Zeiten deutlich unterdurchschnittlichen Ausbeute konnte er seinen Plan, eine neue Dynastie zu gründen, komplett begraben. Deswegen gilt er heute eher nur als Paradebeispiel für Mann, der Macht & Größenwahn mit Sexappeal vertauscht.
Rein zur Vollständigkeit zeige ich euch hier noch Fotos vom Dom zu Bergamo, der übrigens keine 20 Meter neben der Basilika steht.
Glücklicherweise kamen wir dank unseres Guides in den Genuss einer fast privaten Führung. Positiver Nebeneffekt: Noch nie ist es mir gelungen, in einem komplett leeren Dom zu fotografieren.
Die Standseilbahn von Bergamo – Die Verbindung von Ober- und Unterstadt
Zum Schluss gibt’s noch mein persönliches verkehrstechnisches Highlight dieser Tour: Die Funicolare Bergamo Alta. Bereits im 19. Jahrhundert bemerkte man das Problem der zunehmenden Isolierung der
Am 20. September 1887 erfolgte die Jungfernfahrt der Bahn, die in wenigen Minuten einen Höhendifferenz von etwa 85 Metern überwindet. Die Funicolare ist dabei ganz normal in das Tarifsystem der Busse von Bergamo integriert: Ein Ticket kostet etwa 1,70€ und ist innerhalb der Stadt 75 Minuten gültig. Auch hier ein Hinweis zur Vollständigkeit: Für die Fahrt zum Flughafen benötigt man ab Bergamo ein 3-Zonen-Ticket für 2,10€.
Wer die Altstadt über die Standseilbahn erreicht, landet dabei automatisch auf der Piazza Mercato delle Scarpe. Von dort aus läuft man etwa 10 Minuten bis zu den zentralen Plätzen und den Kirchen.
Fazit: Urlaub in Bergamo oder ein Wochenende in Mailand?
Ich hoffe, dass euch mein kleiner Stadtrundgang durch Bergamo genauso von der Stadt überzeugt hat wie mich. Gerade für Reisende, die Mailand schon zwei oder dreimal beehrt haben, bietet sich ein Ausflug in die umliegenden Städte der Region praktisch an. Gerade auch wenn man weg von den Touristenströmen und hinein ins “italienische” Italien möchte. Bergamo punktet hier vor allem in Sachen altehrwürdiger Kultur und Architektur. Auch die hohe Lage der Altstadt belohnt immer wieder mit fantastische Ausblicken auf die umliegende Ebene.
Von mir gibt’s auf jeden Fall gleich zwei Daumen nach oben: Bergamo lohnt sich defintiv als Ausflugsziel.
Ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung von Air Dolimiti. Sämtliche Bilder sind keine Pressebilder, sondern wirklich meine eigenen Fotos.
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