Einmal Boeing 717 fliegen – abgehakt
Erst einmal viele Grüße aus Bordeaux! Wie in der rechten Seite erkennbar, stand der Besuch in der französischen Weinmetropole schon lange auf dem Programm. Und auch wenn ich einem guten Tropfen nicht abgeneigt bin, stieg meine Vorfreude auf diese Reise besonders mit dem Eintrudeln der digitalen Flugtickets.
Bevor es nun in ein paar Tagen den kompletten Reisebericht gibt, zeige ich euch den Grund für meinen ungebremsten Enthusiasmus auf dem Flug mit Volotea von München nach Bordeaux:
Die Boeing 717 ist innerhalb der EU ein äußerst seltener Gast und fällt gerade im B737/A320-Einheitsbrei des Münchner Terminal 1 richtig auf. Deutlich größer als ein Regionaljet, trägt sie trotzdem die beiden Triebwerke am Heck und nicht wie sonst unter den Flügeln. Diese Trickwerksanordnung geht noch auf den damaligen Entwurf der Flugzeugschmiede McDonnell Douglas zurück, die ursprünglich ein Nachfolgemodell der besonders in den Staaten so beliebten DC-9 bauen wollten. Im Jahr 1997 wurde die Firma jedoch von Boeing übernommen, so dass man den Namen in 717 änderte, damit er besser in das 7×7-Schema passte. Die damals schon sehr weit fortgeschrittene geduckte Konstruktion wurde trotzdem 1:1 übernommen und gebaut.
Es dürfte ja klar sein, welchen Sitzplatz ich mir an Bord ausgesucht habe, oder?
Flugzeuglärm ist die Hölle, aber der Sound ist irgendwie genial
Europaweit betreiben zur Zeit nur Volotea und die skandinavische Airline Blue1 diesen Typ. Eigentlich schade, denn einen wirklichen Mangel gibt es nicht. Zuhauf stehen sich selbst junge Flugzeuge in amerikanischen Wüsten die Reifen platt und warten auf eine Rückkehr in den Linieneinsatz oder im schlimmsten Fall auf ihre Verschrottung. Auch der hier abgebildeten EI-FBM blieb der kleine Umweg nicht erspart: Wahrscheinlich im Jahr 2005 gebaut, ging sie im Februar 2006 als N926ME bei der amerikanischen Fluggesellschaft Midwest Airlines in den Dienst, nur um 2009 bereits abgestellt zu werden.
2013 wurde sie dann reaktiviert und nach Europa überführt.
Soviel schon einmal als kleine Vorabinfo – mehr Bilder und die komplette Story gibt’s dann zu einem späteren Zeitpunkt. Und der Rückflug mit der B717 steht ja auch noch auf dem Programm.
Bei diesem Flug mit dem seltenen aviatischen Leckerbissen wurde ich von Volotea und dem französischen Fremdenverkehrsamt unterstützt. Danke dafür!
So ganz richtig ist es nicht, dass die 717 das Nachfolgemodell der DC-9 ist. Die Boeing 717 entstammt vielmehr einer Reihe von Modellen, deren “Stammvater” tatsächlich die DC-9 ist. Auf die DC-9 folgten jedoch verlängerte und modernisierte Varianten wie die MD-83, MD-87 oder auch die MD-90. Das Altmetall, welches heute als Boeing 717 bekannt ist, wurde jedoch noch von McDonnell Douglas als MD-95 konzipiert.
Interessantes Detail am Rande: Die Boeing 717 ist wesentlich kürzer als die längste je gebauten DC-9/MD-80/MD-90-Variante, die MD-90.
Persönlich kann ich Deinen Enthusiasmus nur in der Hinsicht teilen, dass es als Luftfahrtfan schön ist, auch dieses Flugzeug in der Liste der geflogenen Flugzeugtypen zu haben. Da endet aber auch mein Enthusiasmus. Vor allem der Platz kurz vor – oder im schlimmsten Fall neben – dem Triebwerk zählt nicht zu meinen Favoriten, weil zu laut. Auch sonst kann ich weder der 717 noch den anderen MD-80/MD-90-Varianten etwas Positives abgewinnen. Und dabei ist die vollkommen beknackte 2-3 Bestuhlung und den daraus resultierenden zu kleinen Overhead-Bins auf der einen Flugzeugseite nur einer der Negativ-Faktoren, die für mich gegen dieses Gerät spricht.
Ich musste schon häufig mit diesen Oldtimern (innerhalb der USA) durch die Gegend fliegen und kann mich an diese Fehlkonstruktion immer noch nicht gewöhnen.
Kleiner Nachtrag: Es wird schon seinen Grund haben, warum Austrian Airlines, die damalige Swissair, SAS, Alitalia und auch Iberia sich im Laufe der Zeit von den alten Kleppern verabschiedet haben….
@Ingo: Klar hast du Recht: Den Reiz machte hier für mir nur die innereuropäische Seltenheit aus – einen Preis für Schönheit oder Innovationen würde ich an die Mühle auch nicht vergeben. Aus diesen Grund zählt für mich eher das Abhaken ;)
Die 2-3 Bestuhlung finde ich prinzipiell sehr charmant. Statt das Teil kürzer mit 3-3 zu bauen, hat so theoretisch bei einem Loadfactor von ~70% jeder einen Fenster oder Gangplatz. Bei den Bins kann ich dein Problem gut nachvollziehen.
PS: Alles Gute zum Geburtstag Ingo!
Danke!
Ich glaube, mit so einer Maschine bin ich letztens mit SAS von München nach Kopenhagen geflogen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich mit so einer Rarität im europäischen Luftraum unterwegs gewesen bin….
Ich fand die Triebwerke am Heck auch ganz spannend. Aber sind die tatsächlich lauter als bei anderen Flugzeugen? Ist mir gar nicht aufgefallen.
Viele Grüße nach Bordeaux
Ulli
@Ulli: Genau kenne ich deine Maschine natürlich nicht, aber Blue1 betreibt tatsächlich ihre Mühlen für SAS. Die Triebwerke empfand ich übrigens nur deswegen lauter, weil diese auf den hinteren Plätzen viel näher an deinem Ohr sind. Beim Climb hatte ich sogar das Gefühl, dass diese gerade im vorderen Teil der Maschine deutlich weniger zu hören sind, als bei den sonstigen Single Aisle Flugzeugen. (Beim Start saß ich auf 6A, im Flug auf 22F.
LG Phil
Bin auch schon einmal mit der blue1 717 geflogen und war ein wenig enttäuscht, so laut fand ich es nicht. Liegt natürlich auch daran, dass die Triebwerke relativ modern sind.
Kein Vergleich zu den MD80s, die ja bis vor kurzem auch noch von z.B: SAS oder Alitalia betrieben wurden. Da ist die Lautstärke hinten dann wirklich ein Traum für jeden Luftfahrfan. :-)
Obwohl für jeden der schonmal DC-9 flog, vermutlich auch wieder eine Enttäuschung, aber zu der Gruppe kann ich mich leider nicht zählen.
In jedem Fall in die 717 natürlich trotzdem sehr spannend in Europa und eine willkommene Abwechslung.