Flugbericht Business Class: Air Dolomiti Rückflug von Bari nach München
Eine Stunde in Bari, zu wenig Zeit um in die Stadt hineinzufahren. Angesichts des regnerischen Wetters vor den Toren des Flughafens wäre ein Besuch in der Stadtmitte wahrscheinlich auch kein Highlight geworden. Dennoch sollte man die Stellung von Bari nicht unterschätzen: Bei nur 322.000 Einwohnern verzeichnet die Universität von Bari stolze 70.000 Studenten. Dazu kommt ein Hafen, der Bari mit dem Balkan und dem Nahen Osten verbindet und ein Flughafen der über zwei Millionen Fluggäste pro Jahr abfertigt. Für eine Kleinstadt der Größe von Augsburg ist das schon ordentlich.
Für einen italienischen Flughafen ist der Airport BRI mal gar nicht so unstylisch und in sehr gutem Zustand. Designtechnisch hat man hier besonders mit den Lichtbändern in der Decke ganze Arbeit geleistet. Denkt man an Zweckbauten wie die Flughäfen auf den kanarischen Inseln, die ebenfalls eher dem Urlaubs- als dem Geschäftstourismus dienen, liegen hier qualitätsmäßig Welten dazwischen.
Vor dem Boardingcall nach München konnte ich immerhin noch das Italien-Beweisfoto mit einer Palme knipsen. Für das Wetter war bereits in den nächsten Tagen deutliche Besserung angesagt, dass ich es mir durchaus auch vorstellen konnte, länger in Italien zu bleiben. Der Aufruf nach “Monaco di Baviera” schallte aber schon durch die Abflugshalle. Und so ging’s für mich schnell zurück zu unserer Embraer, die ich bereits vom Hinflug kannte.
Bei meinem ersten Flug in der Business Class hatte ich meinen Sitzplatz 4D gegen den Jumpseat getauscht. Bei diesem Flug wollte ich definitiv in der Kabine Platz nehmen, allerdings kurz vor dem Abheben mal im Cockpit vorbei schauen. Nachdem in meinem Video vom Flug von München nach Bergamo stets das ganze Flightdeck auf dem Bild zu sehen ist, nutzte ich dieses Mal die Chance für ein paar Detailbilder.
Hier ein Blick auf die Speedbrake. Damit können die Piloten Klappen an den Flügeln aufstellen, um den Luftwiderstand zu erhöhen. So kann man beispielsweise beim Sinkflug oder nach der Landung die Geschwindigkeit zu verringern.
Auf dem mittleren Display sieht man den aktuellen Zustand der Triebwerke der Embraer: Die beiden oberen Kreise zeigen, dass die beiden Triebwerke unter den Flügeln derzeit abgeschaltet sind. Das Hilfstriebwerk im Heck des Flieger arbeitet hingegen zu 100% und versorgt das Flugzeug mit genügend Strom.
Später wird es dazu genutzt, die beiden Haupttriebwerke mit Zapfluft zu starten. Weiterhin sieht man, dass die automatischen Bremsen am Fahrwerk auf RTO (rejected take off) gestellt sein: Im Falle eines Startabbruchs würden diese mit voller Kraft versuchen, den Flieger zum Stillstand zu bringen.
Hier noch ein Detail des Fahrwerkhebels, der natürlich auf “DN” (down) steht. Nach dem Start wird der Hebel auf “UP” geschoben, und so das Fahrwerk eingezogen.
Über den Köpfen der Piloten sind die Notfallhebel für die Triebwerke angebracht. Mit diesen Hebeln können die Triebwerke im Falle eines Brandes oder eines Defekt sofort abgeschaltet und mit Löschmittel geflutet werden.
Das untere, rechte Panel dürfte seit dem tragischen Schicksal einer Germanwings-Maschine etwas mehr in der Vordergrund gerückt sein. Mit dem “Cockpit Door Control”-Panel wählt der Pilot die Betriebsart der Cockpit-Tür und kann diese öffnen und schließen.
Rechts daneben befindet sich der Hebel für die Klappen an den Flügeln. Diese werden zum Start und zur Landung ausgefahren. Die damit vergrößerte Flügelfläche kann mehr Auftrieb bei weniger Geschwindigkeit generieren.
Interessant wird es im nächsten Bild: Die Bildschirme der Embraer sind zwar digital, werden aber nicht per Touchscreen bedient. Stattdessen befinden sich in der Mitte zwischen den Piloten schwarze Touchpads. Mit Hilfe von diesen können die Piloten die Informationen auf den Bildschirmen umschalten, und sich so verschiedene Ansichten auf den Monitor holen.
Die Programmierung der Flugroute und die Eingabe von wichtigen Parametern wie der mitgeführten Spritmenge werden über die kleinen Computer direkt über den Touchpads per Tastatur eingegeben.
Kurz vor dem Abflug noch ein Blick auf das Primary Flight Display des Copiloten, auf dem man schon die Abflugroute in Richtung München sieht. Aktuell steht das Flugzeug auf einer Höhe von 160 Fuß und einer Geschwindigkeit (GSPD) von logischerweise 0 Knoten.
Starten werden wir von der Startbahn 07, um dann erst einmal auf eine Höhe von 4000 Fuß zu klettern. Außerdem sind im Moment noch die Passagier- und Servicetüren offen. Ebenfalls stehen beide Frachttüren noch offen.
Alle Angaben sind nach bestem Wissen von den Instrumenten abgelesen. Falls ihr noch weitere Details entdeckt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Business Class Flug von Bari nach München
Nun aber genug von der Technik. Ich lehnte mich wieder auf meinem Lieblingsplatz 1A zurück und genoss den Start von Bari. Beim Blick zurück zum Terminal konnte ich mir sogar einbilden, dass gerade besseres Wetter aufzog.
Ich konnte selber kaum glauben, dass ich so langsam wieder hungrig wurde. Nach gleich zwei Frühstücken an einem Tag gab es nun ein ordentliches Mittagessen über den Wolken. Vorsichtig, das nachfolgende Bild ist nichts für – Achtung Wortwitz! – eingefleischte Vegetarier.
Auch wenn ich vor dem Start einen Blick ins Cockpit werfen konnte, überraschte mich die Flugroute doch ein bisschen. Nach dem Start ging’s nach Osten in Richtung Kroatien. Im folgenden Bild blitzt die Küste in der Nähe von Zadar kurz durch die Wolkendecke. Die Stadt, die man erkennt ist Biograd na Moru.
Als nächstes kommt die Insel Krk ins Bild. Die gleichnamige Stadt Krk befindet sich direkt hinter den zwei helleren, parallelen Höckern der Insel im Süden.
Wir verließen Kroatien und näherten uns der Hauptstadt von Slowenien: Ljubljana. Gut erkennbar ist der Fluss Save im rechten Teil des Bildes. Dieser mündet in Belgrad in die Donau.
Im zweiten Bild sieht man dann den Flughafen von Ljubljana, der sich in gutes Stück weiter nördlich bei der Stadt Kranj (Krainburg) befindet.
Über Österreich finden wir den letzten markanten Punkt dieser Reise: Den Wörthersee auf der linken und den Ossiacher See auf der rechten Seite. Gerade nicht mehr im Bild ist Klagenfurt, welches sich am ganz linken Rand und somit am Ende des Wörthersees befindet.
Landung in München
Zurück in München begrüßte mich dann die schneeweiße Landschaft. Direkt von dem Aufsetzen gelang mir noch ein Detailfoto der Treibstoffversorgung des Münchner Flughafens. Damit selbst die größten und schwersten Flugzeuge immer eine Handbreit Sprit im Tank haben, werden täglich abertausend Liter Kerosin mit der Eisenbahn geliefert. Das Kerosin wird dann in großen, runden Tanks eingelagert. Über kleinere Tankfahrzeuge, die sich hier immer wieder die Bäuche füllen, kommt das Kerosin dann zum Flugzeug.
Kurz nachdem unsere Embraer wieder festen Boden unterm Fahrwerk hatte, kam uns ein Jumbo der Thai Airways entgegen. Die 747 wird in München mittlerweile zur absoluten Rarität mit ungewisser Zukunft. Thai Airways hat kürzlich erst mitgeteilt, dass 6 von 12 Jumbos stillgelegt werden sollen. Gleichzeitig sind 12 neue Airbus A350-900 bestellt, die ab diesem Jahr ausgeliefert werden sollen.
Zum Schluss dieses Tripreports blieb nur noch der Blick zurück auf unsere Air Dolomiti Maschine. Wie sonst üblich parkte unserer Flieger auf dem Rückflug weit abseits des Terminals, so dass ich dieses Mal um ein Busboarding nicht herum kam. Dennoch war es ein klasse Flug.
Fazit: Mit Air Dolomiti nach Bari
Aus meiner Sicht muss sich ein guter Flug genau so anfühlen: Ein guter Sitzplatz an Bord, ein interessantes Flugzeug, ein knackiges und kurzes Routing und natürlich einen Einblick hinter die Kulissen und jede Menge Aviatik.
Hoffentlich waren auch für euch ein paar interessante Eindrücke dabei. Ich wirklich gespannt auf euer Feedback.
Hi Phil,
zusammen mit dem Bericht vom Hinflug ein 100%ig gelungenes Doppelpack.
Deinen Eindruck vom Flughafen Bari würde ich so aus der Ferne bestätigen, er sieht prima aus. Da ist man wohl schlimmeres gewohnt.
Weißt Du, wie das Routing der Maschine war? Ich denke nicht, daß sie nur München-Bari fliegt, oder?
Was war das denn für ein Mittagessen? Das Fleisch sah mir sehr nach Roastbeef aus.
LG aus dem verregneten NRW
Stefan
Absolut korrekt mit dem Roastbeef. Und wenn ich es mal sagen darf: Für Essen im Flieger war echt nicht von schlechten Eltern.
Und du wirst es nicht glauben: Beim Routing kann ich dir dieses Mal echt eine richtig fundierte Auskunft geben, da ich erst gestern meine eigene Flugstatistik (http://meine.flugstatistik.de/ph1l) komplett auf den neusten Stand gebracht habe. Deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass die I-ADJP an dem Tag auf dem folgenden Umlauf gewesen sein müsste:
BLQ-MUC; MUC-BRI; BRI-MUC; MUC-VRN; VRN-MUC; MUC-BLQ
Also ein doppeltes W-Pattern mit Homebase in Bologna gemischt mit Zubringer nach Bari und Verona. Allerdings ohne Gewähr.
LG Phil