Reisebericht Breithorn #2 – Mit Bergführer zum Gipfel
Nun aber endlich Schluss mit der langen Vorrede: Der Gipfel des Breithorn lag bereits in Sicht, während ein Air Zermatt Hubschrauber seine Kreise über der mit Schnee bedeckten Spitze drehte. Mit 4164 m ü. M. sollte dies mein vorerst höchster Berg werden. Wer genau hinschaut, sieht bereits die Perlenkette der anderen Alpinisten, die genau wie ich heute den Berg bezwingen wollten.
Das Breithorn gilt in Fachkreisen zwar als lächerlicher Standardspaziergang, dennoch sollte man den Gletscher nicht unterschätzen. Aus Sicherheitsgründen banden wir uns nun auch an einem Seil zusammen und hielten ausreichenden Abstand. Im Falle einer unvorhergesehenen Gletscherspalte hätte es so mit ein wenig Glück nur einen von uns erwischt. Die Verbliebenen hätten den Pechvogel dann am Seil wieder herausziehen können.
An dieser Stelle muss ich natürlich erwähnen, dass wir zu keiner Zeit uns selbst überlassen waren. Unser Guide Kilian hatte die Lage jederzeit im Griff und passte gut auf uns auf, auch wenn dies wahrscheinlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Angeblich soll es aber unter erfahrenen Bergsteigern die Metapher Breithoru-Liit geben. Die sog. “Breithorn-Leute” sind dabei völlig ungeeignete Bergsteiger-Touristen, die man guten Gewissens nur auf das Breithorn führen kann.
Mittlerweile hatten wir die Senke zwischen Klein Matterhorn und dem Beginn des Aufstieges zum Breithorn bereits hinter uns gebracht. Der erste vorsichtige Blick zurück war also erlaubt. Die Spitze mit der Raketen-förmigen Antenne ist das Klein-Matterhorn, welches wir auf der im Bild rechten Seite mit der Seilbahn vom Trockenen Steg erreicht hatten. Über einen Tunnel hatten wir den Berg dann auf der linken Seite verlassen und waren in einem großen Bogen bis zu unserer ersten Stelle für ein Päuschen gelaufen.
In Sachen Kondition ist das Breithorn für jeden halbwegs fitten Menschen überhaupt kein Problem und weit entfernt von irgendwelchen gefährlichen Touren. Dass man sich seiner Sache dennoch nicht zu sicher sein sollte, beweisen einige Gletscherspalten entlang des Weges. Unser grünes Seil wäre im Fall der Fälle im wahrsten Sinne des Wortes zu unserer Rettungsleine geworden.
Weder die genaue Tiefe noch Breite von solchen Spalten ist mit Sicherheit abschätzbar. Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, eine solche Spalte mal genauer zu fotografieren.
Ansonsten beschränkte sich der Anstieg auf den Gipfel des Breithorn nur auf dem Folgen eines Trampelpfades im Schnee. Einzige Ausnahme war die Querung eines kleinen Geröllfeldes im mittleren Drittel, das sich aber ohne Probleme bewerkstelligen ließ. Die Vorfreude auf den Gipfel war so groß, dass mir mittlerweile selbst die dünne Luft nicht mehr so zu schaffen machte.
Allerdings sollte man sich von dem Gedanken lösen, den Aufstieg auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich war selbst überrascht, dass ich ab einem gewissen Punkt einen Atemzug pro zwei Schritte machen musste. Mit einer richtigen Akklimatisierung wäre es wahrscheinlich deutlich einfacher gewesen.
Bevor wir die finale Etappe zum Gipfel nahmen, hier noch einmal ein Übersichtsbild. Im ersten Bild kann man die Schlange der Gipfelanwärter über das Plateau bis zum Klein Matterhorn verfolgen. Auch die riesigen Gletscherspalten zwischen den Bergen sind am rechten Rand zu erkennen.
Und dann war es auch schon geschafft! Auch wenn ich gestehen muss, dass der Anstieg der letzten Meter auf dem Foto viel dramatischer aussieht, als er sich in echt gestaltet hatte. Eher war es eine plötzliche Verwunderung, als wir nach knapp eineinhalb Stunden auf dem höchsten Punkt standen und es keine Möglichkeit gab, noch weiter nach oben zu laufen.
Besonders eindrucksvoll ist mir der Blick vom Breithorn in Richtung Mittelgipfel, der immerhin auch 4076 m ü. M. misst, in Erinnerung geblieben. Von dieser Seite ist die Besteigung auch deutlich anspruchsvoller und besonders für die Alpinisten geeignet, denen der normale Spaziergang zu langweilig ist.
Natürlich darf auch das Bild der stolzen Bergsteiger nicht fehlen. Es geht doch nichts über eine super Truppe, die sich auch bei solchen angeblichen “Spaziergängen” gegenseitig motiviert. Bei einem solchen Team kann quasi nichts schiefgehen.
An dieser Stelle darf auch der Blick Richtung Zermatt nicht fehlen. Da wir bisher auf der gegenüberliegenden Flanke des Berges gelaufen waren, konnten wir erst jetzt einen Blick ins Mattertal erhaschen. Zermatt ist als Ort gut an der Häuseransammlung in der Mitte des Bildes zu erkennen. Weiter oben im Tal folgt dann Täsch. Dort hatten wir am Vortag den Wagen stehen gelassen und waren mit dem Zug die letzten Meter gefahren.
Auch wenn es uns richtig schwer fiel, traten wir nach einer kleinen Brotzeit auf dem Gipfel bereits den Rückweg an. Unser Guide hatte uns vorher noch gewarnt, den Rückweg nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, und auch hier bis zu letzt konzentriert zu bleiben. Recht hat er: Schließlich fehlte uns nun zum einen die Vorfreude auf den Gipfel, den wir bereits hinter uns gebracht hatten.
Zum anderen konnten wir nun auch ziemlich schnell in die Leichtsinnigkeit abdriften, da wir den vermeintlich anstrengenden Aufstieg bereits gemeistert hatten. Dennoch war uns allen die Freude ins Gesicht geschrieben: Die Grenze von 4000 Metern war gefallen!
Und so erreichten wir nur gut eine Stunde nach dem Erreichen des Gipfel erneut die Seilbahnstation des Klein Matterhorn und konnten hier die erfolgreiche Bergbesteigung so richtig feiern. Es war wirklich eine großartige Tour, die ich jedem normal trainierten Menschen mit einigermaßen akzeptabler Kondition unter professioneller Begleitung eines Guides nur ans Herz legen kann.
Im nächsten Beitrag gibt’s dann noch eine kleine Gipfelgeschichte: Auch wenn die Spitze des Klein Matterhorn mit seinen 3883 m ü. M. gerade zu lächerlich winzig gegen das Breithorn erscheint, ließen wir es uns nicht nehmen, auch hier die Plattform zu erklimmen.
Mehr Bilder dazu aber im nächsten Beitrag.
Reisebericht Breithorn: München – Bern – Zermatt
- Tag 1: Flug mit SkyWork Airlines von München nach Bern
- Tag 2: Mit dem Auto nach Zermatt: BLS Autoverlad Lötschberg
- Tag 3.1: Mit der Seilbahn von Zermatt zum Klein Matterhorn
- Tag 3.2: Das Breithorn – Mit Bergführer zum Gipfel
- Tag 3.3: Auf dem Gipfel des Klein Matterhorn & Zermatt
- Tag 4: Flug in der Business Class mit SkyWork Airlines: Bern – München
Hi Phil,
wirklich beeindruckende Bilder lieferst Du da.
Konntet Ihr noch erfahren, zu welchem Zweck der Heli der Air
Zermatt dort oben gekreist ist? Hoffentlich kein Einsatz.
Aus welcher Gegend kamen denn die restlichen Teilnehmer der
Gruppe?
LG Stefan
Danke für dein Lob. Unterwegs war ich übrigens mit Familie und Freunden, die hauptsächlich aus dem Westen Deutschlands kommen. Einzig unser Guide Kilian war der echt echter Schweizer.
Die Helis der Air Zermatt sind momentan kräftig im Bau-Einsatz unterwegs. Das Klein Matterhorn soll ab 2017/2018 eine neue Seilbahn bekommen, die die alte Pendelbahn entlasten wird. Mehr dazu noch in einem weiteren Post von mir. Soviel ich weiß kam es an diesem Tag zu keinen Rettungseinsatz. Einzig in der Nacht verunglückte ein amerikanischer Hobbys-Fallschirmspringer, der aber gerettet werden konnte.
LG Phil