Dubai im Ramadan #4 – Das Armani Hotel im Burj Khalifa
Wer meint, er kennt Dubai, der sollte sich die Stadt wirklich einmal im Ramadan anschauen. Selbst ich – der die Stadt mittlerweile in den verschiedensten Ausbaustufen seit 2009 kennt – war erstaunt, wie sich das komplette Stadtbild um 180°C drehen kann: Auf einmal fühlt man sich in der sonst so quirligen Stadt richtig einsam. Zum einen liegt dies sicher auch an der Hitze, bei der sich keiner freiwillig weiter als 10 Meter von einer Klimaanlage entfernt. Aber auch das Indoor-Leben ist zur Fastenzeit wie ausgewechselt. So auch im Armani Hotel Dubai.
Als einziges Hotel im Burj Khalifa steht es zwar nicht auf einer touristischen Sightseeing-Liste, besitzt aber durch seine Lage im höchsten Gebäude der Welt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Wenn man das Personal fragt, so wird man mit einer Liste an weiteren Superlativen über dieses Haus überhäuft: Exklusivste Appartements von ganz Dubai, handverlesene Floristen aus Mailand und eine Innenausstattung, die den Besucher an eine Runway-Show erinnern soll.
Bei aller Freundschaft sollte man aber die Kirche im Dorf lassen: Dafür dass Giorgio Armani hier angeblich jedes Blumen-Bouquet persönlich aussucht, lässt er sich relativ wenig blicken: Seit der Eröffnung im Jahr 2010 war er gerade mal zweimal in seinem eigenen Hotel zu Gast.
Auch bei den Zimmern gibt es eher ordentlichen Standard denn Dubai-typisches Brimborium. Die Kleeblatt-Form des Burj Khalifa scheint auch die Innenarchitekten vor eine schwer lösbare Aufgabe gestellt zu haben. Die Zimmer wollten nicht so wirklich in die runde Form der Außenfassade passen. So fällt der Vorraum des Luxusquariers leider schmaler als erwartet aus. Selbst die Perspektive im Superweitwinkel ändert dort wenig.
Grundsätzlich bin ich kein Freund davon, Mängel bei Hotels mit der Lupe zu suchen. Weder weiße Handschuhe noch ein Koffer mit UV-Lampe gehören zu meiner Standard-Ausrüstung. Ich stelle stets das Erlebnis einer Hotelübernachtung in den Vordergrund und übersehe gewisse Schönheitsfehler.
Gerade bei Luxus-Hotels darf man die Messlatte aber gerne ein wenig höher legen, schließlich möchte der Kunde für einen Minimalpreis von ca. 430€ pro Nacht mehr als nur eine gute Aussicht auf die Wasserspiele im Pool. Ein definitives Negativ-Beispiel war für mich der zu Tode zerkratzte Parkettboden: Nach gerade einmal fünf Jahren Nutzungsdauer darf sich der Bodenbelag einer Suite nicht im jämmerlichen Zustand eines Baumarkt-Laminats zeigen.
Restaurants im Armani Hotel, Burj Khalifa
Kulinarisch lag das Armani Hotel weit vorne, auch wenn man sich der Bedeutung des Essens am helllichten Tag im Ramadan bewusst sein muss. In der Öffentlichkeit würden wir hier beim Schlemmen im prallen Sonnenschein tatsächlich von einer Straftat reden. In Hotels ist man jedoch auf der sicheren Seite: Ein Vorhang trennt den Essbereich vor den Blicken der Strenggläubigen ab. Kurios: Ganzjährig besitzt das Hotel sogar einen Pork Room, in dem es sich Fans des Schweinebratens auch in einem muslimischen Land schmecken lassen können.
So gut das Essen, so unglücklich die Architektur – jedenfalls in meinen Augen. Designtechnisch strebte man nach der Integration von geschwungenen Bögen, die an das “A” von Armani erinnern sollen. Aus meiner Sicht ging der Schuss eher nach hinten los: Durch die Raumhöhe von gleich zwei Stockwerken erinnert das Drahtgeflecht mehr an eine Bahnhofshalle. Die offene Küche mit Glaswänden vermag der unruhigen Atmosphäre auch eher noch den letzten Tritt zu verpassen.
Fazit: Armani Hotel, Burj Khalifa
Keine Frage: Beim Armani Hotel im Burj Khalifa handelt es um eine der gehobenen Adressen in Dubai. Daran kann auch die momentan eher mäßige Buchungslage von knapp 40% in den heißen Sommermonaten nichts ändern. Im Ganzen betrachtet blieb das Hotel aber hinter den in der Lobby geweckten Erwartungen zurück. Es schien als würde die Form des Burj Khalifa einfach nicht zu einem Hotel passen wollen. Der massive Kern mit seinen Aufzügen und Versorgungsleitungen, der das 800 Meter hohe Gebäude stützt, lässt anscheinend nur eine Bebauung der Außenränder zu. Und so steht das Mobiliar teilweise – wie bestellt und nicht abgeholt – entlang der Fassade.
Natürlich ist dies meine ganz persönliche Sicht der Dinge. Umso gespannter bin ich, eure Meinung zum Armani Hotel Burj Khalifa zu erfahren. Gefällt euch der Stil? Hättet ihr von einem Haus mit diesem Namen mehr erwartet oder würdet ihr hier sofort übernachten? Schreibt mir doch einfach einen Kommentar.
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Vielen Dank an visitDubai für die Einladung nach Dubai und in das Armani Hotel im Burj Khalifa zur Zeit des Ramadan. Alle Berichte geben nur meine persönliche Meinung wieder.
Hi Phil,
mit Deinen Anmerkungen zum Armani Hotel bin ich bei Dir. Der Boden sieht schon auf dem Foto ziemlich erbärmlich aus.
Mein bester Kumpel hat vor einigen Jahren ebenfalls das Hotel besucht(aber nicht zur Übernachtung), er war mit einem Bekannten, Lehrer an der deutschen Schule in Dubai, dort auf einem Event.
Seine Meinung war eindeutig “Außen hui, innen na ja”
Ein bekannte Restaurant- und Hoteltester hat sich im Rahmen einer Fernsehreportage vor einigen Jahren dort einquartiert, und ist an der Kleiderschrankkonstruktion schier verzweifelt.
LG Stefan
@Stefan: Auweia! Dann hätte ich mir den Kleiderschrank wohl mal etwas genauer ansehen müssen.
Ich finde es ja fast schade, mit welcher Einstellung man als Hotelbetreiber an so ein Haus gehen kann. Hier wurde wohl mehr oder weniger geglaubt, dass man sich mit dem großen Namen “Armani” ein gewisses Prestige erkauft und sich der Rest von alleine ergibt. Bei allem Verständnis für Design in seinen verschiedensten Formen wirkt das Hotel einfach lieblos hingestellt und betrieben.
LG Phil
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