Die ultimative Fahrrad Reparatur Story III – Mein Fahrrad muss fertig werden
Mit Sicherheit war es eine verdammt doofe Idee von mir gleich zwei Fahrräder auf einmal zu zerlegen. Der ursprüngliche Zweck war zwar gut gedacht: Bevor ich das teure rote Rad zerlege, wollte ich zuerst mit meinem sowieso leicht defekten Alltagsrad “üben”. Allerdings macht es sich verdammt schlecht, gleich zwei Leichen im Keller zu haben. Da ich keine Lust mehr hatte, ständig das Auto zu benutzen, stand die Priorität fest: Das silberne Rad muss schnellstens wieder zusammen gebaut werden.
Zuerst habe ich den Rahmen mal wieder auf zwei (platte) Reifen gestellt. So lässt sich das ganze Teil einfach besser rangieren. Oben im Bild seht ihr schon die Ausbeute meiner Ersatzteil-Jagd. Bei ebay wurde ich fündig und konnte eine silberne Shimano Sora Kurbel samt Octalink-Tretlager für einen schmalen Kurs ersteigern. Es ist gar nicht so einfach eine schlichte zweiblättrige Kurbel in Silber zu bekommen. Mit schwarzen Exemplaren konnte ich mich totschmeißen.
Für die Vorbereitungen zum Einbau musste sogar meine Zahnbürste dran glauben.
Meine Befürchtungen bezüglich des Gewindes waren übrigens umsonst. Trotz der leichten Kollision der Gewindegänge mit meinem Dremel hielt das neue Lager im Testeinbau bombenfest. Und ich konnte meine neu gekaufte Vielzahn-Nuss gleich ein zweites Mal benutzen.
Das Ergebnis sieht doch mal gar nicht so schlecht aus. Bis auf den Schriftzug auf der Kurbel und das zusätzliche (bis jetzt noch unbenutzte) Kettenblatt bleibt die Optik gleich.
Was nun noch fehlt sind die Pedale. Ok, natürlich hätte ich einfach nochmal ein paar Euro in die Hand nehmen können und einen neuen Satz Pedale kaufen können. Nach geschätzten 40 Jahren sind die garantiert nicht mehr frisch und dürften auch bald die Grätsche machen. Aber mir ging’s hier um den maximalen Erhalt der Patina und nachdem die alte Kurbel schon zwangsweise wegen des neuen Lagers in die Tonne muss, sollen wenigstens die Pedale überleben. Gekauft habe ich mir stattdessen ein neues Spezialwerkzeug zur Demontage der Pedale: Ein verlängerter 15er Maulschlüssel in extra dünn. Wieso zur Hölle muss im Zweiradgeschäft eigentlich alles ein Extrawurst sein?
Immerhin überzeugt das neue Tool auf ganzer Länge. Ohne langes Murren lösten sich die Schrauben sofort. Solch unkomplizierte Sachen machen mir bei der Mühle fast schon Angst. Mit einer dezenten Portion Fett durften die Pedale dann wieder an ihren Stammplatz.
Die restlichen Arbeiten waren dann fast schon Routine: Schnell noch einen löchrigen Schlauch getauscht und die Schaltung wieder eingestellt. An dieser Stelle wird wohl die nächste zukünftige Reparaturaktion starten. Das Plastikgehäuse am Shifter hat wohl auch die besten Jahre hinter sich und dürfte sich irgendwann selbst zerlegen. Aber bis dahin passt das noch.
Schnell noch alle Schrauben mit den richtigen Drehmomenten anziehen und schon darf das silberne Fahrrad auf die erste Testfahrt gehen. In Sachen Anzugsmomenten bin ich ein ziemlicher Perfektionist (wie in vielen Dingen). Nach “locker” kommt “fest” und danach bekanntlich “ab”. Und da ich weder in das eine noch in das andere Extrem driften möchte, nehme ich es in Sachen Newtonmeter ziemlich genau.
Bitte nicht wundern: Auf dem nächsten Foto ist der Schutzbügel für das Getriebe falsch herum an den Rahmen geklebt. Den wollte ich erst befestigen, wenn ich mit der Einstellung der Schaltung zufrieden war. Mittlerweile ist der wieder genau dort, wo er hingehört.
Fazit: Wow! Das Gefühl ist unbeschreiblich. Keine ängstlich zusammen zuckenden Passanten mehr, wenn ich mich quietschend nähere und auch eine Unterhaltung während einer Fahrradfahrt ist nun wieder möglich. Das Fahrrad hat es jetzt definitiv in seinen zweiten Frühling geschafft und wird von mir wahrscheinlich in der nächsten Zeit noch mit ein paar kleinen Goodies aufgewertet. Gerade die Bremsen könnten mal neue Klötze gebrauchen, aber solche Kleinigkeiten sind eher nichts für den Blog.
Mein Fahrrad ist jetzt wieder bestens für den Sommer gerüstet!
