Flugannullierung Lufthansa – Jetzt geht’s zum Anwalt
Im ersten Beitrag hatte ich euch die Vorgeschichte meines annullierten Fluges von München nach Leipzig geschildert. Nun will ich zur Tat schreiten. Auf die Kontaktaufnahme mit Lufthansa bzw. dessen Kundenservice habe ich nach den negativen Erfahrungen meiner Reiseblogger-Kollegen bewusst verzichtet. Ich möchte erst gar nicht, dass mich die Fluggesellschaft beschwichtigend kontaktiert oder sogar versucht mich mit irgendwelchen obskuren Meilen-Gutscheinen zu besänftigen.
Als erstes beginne ich mit der Eingabe von
- Flugnummer (2 Buchstaben plus 3-4 Zahlen; steht auf dem Ticket oder der Buchungsbestätigung)
- Tag des annullierten oder verspäteten Fluges
- Grund des Vorfalls
In ersten Schritt auf der Webseite muss man noch nicht wirklich genau sein. Das erste was auffällt: Ein Flug muss mindestens drei Stunden verspätet sein. Vorher möchte sich Fairplane mit dem Fall gar nicht erst beschäftigen. In der Rechtssprechung hingegen wird die 3-Stunden-Grenze durchaus kontrovers diskutiert (s. Wikipedia-Artikel zu den Fluggastrechten).
Nun fragt das Portal weitere Details zum vorliegenden Fall ab. Ich hatte das Pech, dass ich erst vor Ort am Flughafen und Minuten vor dem geplanten Boarding (ergo: 0 Tage vor Abflug) von der Annullierung erfuhr. Dafür wurde mir ein Ersatztransport in Form des nächsten planmäßigen Linienfluges kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Somit fand meine Ankunft am gleichen Tag, nur eben um 15:35 Uhr statt um 12:05 Uhr statt.
Bei Flugannullierung: Möglichst genaue Schilderung des Vorfalls!
Beim nächsten Schritt habe ich etwas länger gegrübelt. Fairplane bietet mir bei der Frage “Welcher Grund wurde Ihnen für die Annullierung genannt?” die folgenden Optionen an:
- Organisation
- Technik
- Crew
- Streik
- Technik
- Wetter
- Kein Grund
Wirklich glücklich bin ich mit diesem Dropdown-Menü nicht, da es aus meiner Sicht zu ungenau ist. Was wähle ich denn aus, wenn die Crew streikt? Oder durch schlechte Organisation die Technik nicht funktioniert? Oder das Wetter die Technik lahm legt? Aus meiner Sicht verwirrt dieses Auswahlfeld mehr als es nützt.
Wie bereits im ersten Teil erwähnt, hatte ich die Aussage “Die Maschine ist nicht hier, sondern an einem anderen Flughafen” nicht genauer hinterfragt. Wieso war der Flieger denn nicht in München? Ich habe versucht, den Fall so akkurat wie möglich im Freitextfeld zu schildern, was aus meiner Sicht wesentlich sinnvoller ist.
Erst klagen oder sofort Geld erhalten?
Der nächste Schritt überrascht mich wirklich: Fairplane bietet mir sofort Geld (125€) an!
Schon zwischen den einzelnen Schritten gibt die Webseite ständig an, eine Flugdatenbank abzufragen. Anscheinend hat das Portal Zugriff auf historische Flugdaten, um die von mir behauptete Annullierung des Lufthansa-Fluges auf Plausibilität zu überprüfen.
Eventuell fließen sogar bereits abgewickelte Rechtsstreitigkeiten in ein Scoring mit ein, so dass die Webseite in meinem Fall zu einer recht optimistischen Prognose kommt. Statt einer maximal möglichen Entschädigung von 250€ nach einem Rechtsstreit – abzüglich den Provisionen – könnte ich meine Ansprüche auch sofort abtreten und gegen Akzeptanz einer geringeren Summe von 125€ (also genau 50% der möglichen Entschädigung) mein persönliches Risiko weiter minimieren.
Auch wenn der Anbieter damit wirbt, dass innerhalb von drei Minuten der Fall erledigt sein könnte, und ich bereits nach 48 Stunden mein Geld auf dem Konto hätte, wähle ich die linke Option. Primär geht es mir in diesem Fall nicht ums Geldverdienen, sondern um die Beschreibung des gesamten Prozesses hier im Blog. Und für eine gute recherchierte Story gehört eben an dieser Stelle auch das ungewisse Ende.
Interessant an dieser Stelle: Ich erfahre hier zum ersten Mal meine mögliche Entschädigungssumme. Nachdem der Anwalt und die Webseite sich im Erfolgsfall am Geld der Lufthansa bedient haben, würden mir im besten Fall noch 177€ verbleiben.
Nach dem Klick auf dem linken Button beglückwünscht mich die Seite zu einer maximal möglichen Entschädigungssumme von 250€ für alle Beteiligten (Geschädigter, Portal, Anwalt).
Gerade bei dieser kleinen Entschädigungssumme lässt sich vortrefflich über den Unsinn meiner Ablehnung der Express-Zahlung streiten: Wieso nehme ich denn Stress und Risiko eines langwierigen Rechtsstreits auf mich, nur wenn am Ende schlappe 52€ mehr herausspringen? Andererseits scheinen meine Chancen nicht so schlecht zu stehen, wenn mir Fairplane ohne weitere Prüfung sofort Geld überweisen möchte.
Abschließend kann ich noch einmal die eingegeben Daten auf der Webseite überprüfen. Nach dem Abschicken des vollständig ausgefüllten Formulars geht die Sache nun sofort an eine Kanzlei, die sich laut Webseite in den nächsten Tagen bezüglich der Vollmacht bei mir melden wird.
Ich bin richtig gespannt, und werde euch natürlich auf dem Laufenden halten.
… Fortsetzung folgt
Interessant, den Anbieter kannte ich noch gar nicht. Vielleicht werde ich den mal ausprobieren, weil die Option mit der sofortigen Auszahlung finde ich ziemlich cool.
Habe leider auch öfter mal Probleme mit verspäteten oder annulierten Flügen.
Wo finde ich eigentlich die Fortsetzung?
Mensch Ingo, du hast ja Recht! Ich sollte unbedingt mal noch den letzten Teil schreiben. Langer Rede, kurzer Sinn: Lufthansa hat binnen Sekunden nach Einschalten des Anwalts gezahlt.
LG