Reisebericht Berner Oberland Tag 2 – Ferienhaus in Aeschi bei Spiez am Thunersee
Schnee? Nicht im Ernst, oder?
Ok, bereits vor der Abfahrt unseres Zuges in die Schweiz hatten Conny und ich den Wetterbericht gecheckt und einsehen müssen, dass der Samstag definitiv wettermäßig der mieseste von allen wird. Petrus ist bekanntermaßen eben weder ein Arbeitnehmer noch ein Urlauber – in dieser Hinsicht darf man als Reisender keine Gnade erwarten.
Allerdings hätte ich mir so einen morgendlichen Anblick aus dem Fenster wirklich nicht erträumen lassen:
Wohlbemerkt ist dieses Foto erst entstanden, als ich das zweite Mal aufgewacht bin und die Sonne schon einen großen Teil der weißen Pracht dahingerafft hatte. Als ich das erste Mal aus dem Fenster schaute, war ich derart entsetzt, dass ich mich sofort wieder ins Bett legte und noch einmal umdrehte. Danach konnten wir den Tag ruhig angehen lassen: Ein langes Frühstück und gemütliches Chillen – bei einem solchen Wetter läuft schließlich nichts davon.
Aber wo befinden wir uns eigentlich? Im letzten Reisebericht hatte ich nur kurz mit Ortsnamen wie Bern, Thun und Spiez um mich geschmissen und euch mit der genauen geografischen Einordnung unseres Oster-Domizils im Dunkeln gelassen. Dieses schöne Ferienhäuschen steht in Aeschiried, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Spiez im Amtsbezirk Frutigen des Schweizer Kantons Bern oberhalb des Thunersees.
Sehr gut kann man auf dem folgenden Bild die Orte Thun (am oberen Rand des Sees) und Spiez (am linken Rand des See, rechts neben der bewaldeten Kuppe) erkennen.
Normalerweise würde man an dieser Stelle einen groß-angelegten Spaziergang durch die Stadt erwarten können. Aber ganz ehrlich: Bei dem Wetter?! Uff …
Weitere Gründe gegen eine Erkundung der umliegenden Landschaft war auch ein lange verschobenes Familientreffen und die Tatsache, dass dieses Häuschen über einen Whirlpool verfügt. Mit einem Gläschen in der Hand lässt es sich sogar bei ekelhaftem Wetter draußen sehr gut aushalten. Conny hat’s jedenfalls sehr gut gefallen und sucht schon den passenden Platz für einen Pool für unsere nächste Wohnung.
Landläufig herrscht die Meinung vor, dass Reisen bildet und Horizonte öffnet. Dieses Vorurteil würde ich jederzeit so bestätigen, auch wenn dies bedeuten kann, dass man erst dann begreift, hinter welchen Mond man Zuhause wohnt.
Zum Schluss dieses Blogeintrags muss ich allerdings noch unbedingt über eine geniale, technische Errungenschaft bloggen, die mir beim Einkaufen im örtlichen Supermarkt aufgefallen ist. Hier nimmt man sich zu Beginn der Shoppingtour einen eigenen Scanner aus dem Regal und piepst jede Packung ab, bevor man sie in den Einkaufswagen legt.
Was jetzt kommt, ahnt ihr sicher: Am Ende des Einkaufs gibt man den Scanner an einem Terminal zurück, begleicht den fälligen Betrag mit der Kreditkarte und darf den Laden verlassen. Kein Scherz: Kein lästiges Warten an der Kasse, kein Auspacken des Einkaufswagens, kein erneutes Abscannen der Artikel wie bei IKEA & Co, kein Verwiegen der Ware wie bei französischen Supermärkten. Nicht einmal ein lokaler Aufpasser steht daneben und kontrolliert.
Ich spüre schon förmlich, wie nun jedem zweiten Leser die Fragen im Hinterkopf quälen: Aber was, wenn jemand nicht alles scannt? Aber was, wenn jemand betrügen will und Dinge klaut?
Leute, das ist die Schweiz: Hier sind Anstand und Ehrlichkeit noch Tugenden, so dass der Supermarkt gerne seinen Kunden vertraut. Kein wenn und aber.
Genau das sind die kleinen Dinge an der Schweiz, die mir dieses Land so sympathisch machen. Und diese Tatsachen sind sogar unabhängig vom Wetter.
Wettermäßig geht es im nächsten Bericht übrigens steil aufwärts: Petrus hatte doch noch ein Erbarmen und rückte am Sonntag alle Regenwolken zur Seite. Euch erwartet strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, eine Schifffahrt auf dem Thunersee und sogar ein Blick auf die Eiger-Nordwand.
Weitere Reiseberichte:
Ich wünschte, dieser Scanner wäre auch in Deutschland gang und gebe.
@Neni: Ganz deiner Meinung. Gerade bei der Abwicklung von Einkäufen können wir Deutschen echt noch was vom nahen europäischen und nicht-europäischen Ausland lernen. Hierzulande sieht man irgendwie keinen Handlungsbedarf. Schade …
LG Phil
So ein Scanner ist wirklich fabulös. :-)
Aber ich befürchte, dass es hier zu Lande leider missbraucht werden würde…
Trotzdem immer wieder schön solche Dinge im Ausland zu entdecken. Da ärgert man sich dann leider immer wieder doppelt wenn man zurück in Deutschland ist und mit dem “veralteten” Stand der Technik leben muss.
Ein anderes gutes Beispiel sind mMn z.B. Ampeln in Deutschland, verglichen mit Ampeln in Holland oder dem Rechtsabbiegen in den USA. :-)
Pingback: Es kommt nicht immer auf die Größe an... doch manchmal schon
Coole Idee mit dem Scanner. Und mal ganz ehrlich, wer bescheisst denn so richtig? Ich gebe an der Kasse selbst das Brötchen mit an, dass mein Kind bereits im Supermarkt gefuttert hat.
Und die, die klauen wollen, die tuen es ohnehin. Egal ob da an der Kasse jemand sitzt oder nicht.
Liebe Grüße
Christina
@Christina: Ich seh’ das genau so: Wer betrügen will, der tut’s sowieso und riskiert damit auch, dass er wegen einer geklauten Gurke eine Anzeige, ein Hausverbot und einen sehr blamablen Abgang bekommt. 99,99% aller rational denkenden Mitmenschen würden so etwas nicht tun.
LG Phil
Pingback: Mit dem Auto nach Zermatt: BLS Autoverlad Lötschberg - Luxus Reiseblog