Reisebericht Leipzig 3 – Aussichtsplattform des City-Hochhaus und Rückflug von Leipzipg nach München (LEJ – MUC)
Ich hatte es im letzten Beitrag schon angekündigt: Die Aussichtsterrasse des City-Hochhauses konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Die 3€ Eintritt sind aus meiner Sicht gerechtfertigt. Gezahlt wird übrigens erst nach dem Aufzug. In typisch deutscher Konsequenz nimmt das Drehkreuz in der vorletzten Etage nur Bargeld. Münzen sind OK, Scheine kann man in einem Automat wechseln lassen. Mit Kreditkarten beißt man als internationaler Tourist auf Granit.
Bevor es die Aussichtsbilder gibt, hier nochmal das Foto des Gebäudes vom Vortag.
Schwindelfreie können hier fast einen 360° Blick über Leipzig genießen. “Fast” aus dem Grund, da genau in Richtung Hauptbahnhof das Treppenhaus die Sicht versperrt. Hier half nur eine Verrenkung der filmreifen Art, um ein halbwegs vertretbares Foto zu schießen. Die kleine Ecke im linken unteren Rand ließ sich einfach nicht aus dem Foto verbannen. Ich plädiere dafür, beim zukünftigen Bau von solchen Plattformen immer den Rat von zwei bis drei Reise-Fotografen einzuholen. Schaden kann das auf keinen Fall.
Werfen wir aber einen genaueren Blick auf die umliegenden Gebäude. In etwas größerer Distanz ist in der Ferne das Völkerschlachtdenkmal zu sehen. Dieses 91 Meter hohe Monument wird von den Einheimischen auch liebevoll Völki genannt und erinnert an die Völkerschlacht von Leipzig, bei der vom 16. bis 19. Oktober 1813 die Heere von Russland, Preußen, Österreich und Schweden gegen den ersten Weltherrschaftsversuch von Napoleon Bonaparte erfolgreich opponierten.
Im folgenden Foto sieht man noch einmal die gigantischen Ausmaße des Neuen Rathaus. Beim Stadtrundgang war vom Boden aus die Anlehnung an ein Schloss schon gut erkennbar. Von oben sieht man allerdings die gigantischen Ausmaße des Areals. Mit Sicherheit eine interessante Bauweise, allerdings auch ein gewisses Symbol für einen räumlich und womöglich auch funktional überdimensionierten Verwaltungsapparat.
Bevor es dann final auf den Heimweg ging, ließ ich es mir nicht nehmen, die DB-Lounge im Leipziger Hauptbahnhof zu testen. Wer sie sucht, findet sie im rechten Flügel, etwas versteckt hinter dem SIXT-Counter. Auch wenn ich sonst eher sparsam mit Lob für die Bahn bin, sind diese Wartebereiche echt eine gute Sache. Gerade bei Umsteigeverbindungen lässt es sich an einem Bahnhof viel schlechter und oft zugiger warten, als an einem Flughafen. Da kommt eine ruhige Lounge gerade recht.
Grundsätzlich kann man bei den Lounges der Deutschen Bahn wirklich von 100% übereinstimmendem Standard über alle Standorte in Deutschland sprechen. Die Getränke- und Kaffeeautomaten bieten eine anständige Auswahl und die Telekom bietet kostenloses WLAN. Essbares sucht man leider vergeblich, es sei denn man zählt die Bouillon aus dem Kaffeeautomaten dazu. Ob man mit diesen Möglichkeiten allerdings längere Zeit in einer DB-Lounge überleben könnte, darf an dieser Stelle bezweifelt werden.
Leipzig Hauptbahnhof
Auch wenn ich persönlich den Hauptbahnhof von Leipzig nur für die Abfahrt meiner S-Bahn zum Flughafen brauchte, ist die Architektur eine echte Augenweide und darf gerne etwas länger besichtigt werden. Im 1913 fertig gestellten Fundament befindet sich noch heute eine Kapsel mit Planungsunterlagen und den Kostenvoranschlägen, um den zukünftigen Generatoren eine “Lektion in Sachen Budgetdisziplin aufzuzeigen”. Tatsächlich unterbrach nur ein kurzer Streik die Bauarbeiten, wodurch sich die Fertigstellung um ein Jahr von 1914 auf 1915 verzögerte. Zur Erinnerung: Stuttgart 21 wurde 2002 beantragt, 2011 genehmigt und soll 2021 fertiggestellt werden. 1995 hatte man ca. 2,5 Milliarden Euro veranschlagt – Momentan geht man vorsichtig von 6,8 Milliarden Euro aus.
Hätte man die Kapsel in Leipzig bloß ausgegraben.
Im Leipziger Hauptbahnhof fand in den 90er Jahren besonders im Quergebäude eine komplette Entkernung statt, so dass man heute auf 11.000 Quadratmeter, verteilt über mehrere Etagen, mit über 70 Geschäften eher von einem Einkaufszentrum mit partieller Eisenbahn-Nutzung sprechen kann. Trotz der beeindruckenden Größe und der Vielfalt an Geschäften und Supermärkten muss ich an dieser Stelle wieder einmal die fehlende Kreditkarten-Akzeptanz rügen. Gerade an einem Fernreise-Knotenpunkt (sic!) sollte man sich vom Kleinbürgertum lösen und endlich einsehen, dass das Bezahlen von kleinen Snacks mit dem Plastikkärtchen deutlich schneller als die Kleingeld-Sucherei vonstatten gehen kann.
Zurück am Flughafen scheiterte ich dann an der Motivsuche. Sicher ist LEJ nicht gerade ein kleiner Flughafen, aber irgendwie wollte der Funke zwischen mir und dem Zweckbau nicht so ganz überspringen. Eventuell hatte mich der Bahnhof einfach noch zu sehr in seinen Bann gezogen. Bei den Flugbewegungen dominierten die Chartermaschinen, die in alle Himmelsrichtungen ihre Paxe passend zum Beginn der Sommerferien in Sachsen zu den typischen Touristendestinationen wie Antalya, Mallorca oder den Kanaren flogen.
Mit dem Flieger über die Autobahn – Der Leipziger Flughafen
Dementsprechend schnell boardete ich meine CRJ in Richtung München und hoffte stattdessen auf ein außergewöhnliches Fotomotiv: Das Gelände des Flughafens Leipzig wird mit seiner nördlichen und südlichen Landebahn von einer Autobahn zerschnitten. Wer vom südlich gelegenen Terminal zur Piste 08L/26R gelotst wird, hat die Chance auf ein sehr seltenes Bild.
Hierbei fährt der Flieger über eine der beiden Rollenbrücken über die Autobahn A14. Ein durchaus seltener Anblick. Und das eher für einen Autofahrer, als für den Fluggast. Denn theoretisch könnte hier selbst ein A380 die Straße überqueren. Leider war mir ein Abflug auf der Nordbahn nicht gegönnt, so dass es für mich nur einen sehnsüchtigen Blick auf den Beginn des entsprechenden Taxiways gab. Beim nächsten Mal klappt’s vielleicht.
Dafür konnte ich immerhin einen Blick auf die großen Brummer im südlichen Frachtbereich werfen. Die Kalitta Air mit Sitz in Ypsilanti in Michigan waren mit einer ihrer 15 Jumbos da, während die in Leipzig beheimatete Aerologic fest auf die als Cargo-Flieger gleich noch monströser wirkende Boeing 777 setzt.
Beim Starten präsentierte sich dann noch eine der An-124er Antonows von oben. Gegen die eine An-225 Mirja sind diese Frachtflieger deutlich kleiner, trotzdem aber das Rückgrat der russischen Fluggesellschaft Volga-Dnepr Airlines, die ihr Drehkreuz ihr Leipzig betreiben.
In der Luft ist die bayrische Grenze schnell überflogen. Hier sieht man Stadt Deggendorf in Niederbayern, die nahe an der Mündung von Donau und Isar liegt. Die Lage wurde der Stadt 2013 zum Verhängnis, als sie schwer vom verheerenden Hochwasser getroffen wurde. Damals waren 6000 Menschen auf der Flucht. Zwei tief liegende Stadtteile wurden komplett überflutet.
Dank extremer Weitwinkelstellung grinste mich auf dem folgenden Foto das Triebwerk meines Regionaljets an. Weiter unten ist die markante Form des Flughafens München zu sehen, der gerade in diesem Moment an uns vorbei zog. Besonders bei kurzen Flügen ist es schon ein bisschen nervig, noch einmal eine Ehrenrunde um den Airport drehen zu müssen, nur um dann in Richtung Osten zu landen.
Aber gegen Windverhältnisse ist man eben auch mit Zeitdruck machtlos. Und mit Rückenwind landet es sich einfach unkomfortabel.
Zurück am Boden von München servierte man mir im General Aviation Bereich unerwartet noch einen kleinen Leckerbissen. Das Flugzeug auf dem folgenden Bild hebt sich mit seiner Triebswerkanordnung deutlich vom Einheitsbrei der Geschäftsflieger ab. Die Propeller sitzen hierbei als “Pusher” hinter dem Motor, während sich vorne unterhalb des Cockpits ein Paar Canard-Flügel befinden.
Diese Entenflügel sind nicht nur Mittel zum Zweck eines futuristischen Designs, sondern können in der Geschichte des Flugzeugbaus die Funktion des Höhenruders übernehmen. Bei der hier gezeigten Piaggio P180 ist dafür jedoch das T-Leitwerk verantwortlich, weswegen die Canards nur für zusätzlichen Auftrieb verantwortlich sind. Die Entenflügel tragen somit auch zur Sicherheit dieses Flugzeugs bei, da sie einen Strömungsabriss wirksam verhindern können: Ergibt sich irrtümlich ein zu steiler Anstellwinkel, reißt die laminare Strömung zuerst an den vorderen Flügeln ab. Durch den verminderten Auftritt im Cockpitbereich sackt die Nase gegenüber den Tragflächen nach unten, was den Winkel korrigiert, somit Auftrieb erzeugt und dadurch einen Absturz in einem überzogenen Flugzustand verhindert.
Fazit meiner Städtereise Leipzig
Mein Fazit zur Städtereise Leipzig? Unerwartet schön! Tatsächlich treffen es diese beiden Worte sehr gut, denn eigentlich hatte mir vorher keine großen Gedanken über Leipzig gemacht. Die Flugverbindung von München macht einen Besuch zum Katzensprung und auch die vorbildlich ausgebaute Infrastruktur der neuen S-Bahn-Linie S5 bzw. S5X rückt die Leipziger Innenstadt näher an München als Edmund Stoiber es jemals hätte ausdrücken können. Von den Sehenswürdigkeiten steckt Leipzig so manch andere Stadt locker in die Tasche: Altstadtflair trifft moderne Innenstadt.
Gerade deswegen ist die Stadt Leipzig ein hervorragendes Ziel für eine Städtereise. Dank guter Anbindung an diverse Autobahnen muss es auch nicht der Flieger sein. Leipzig liegt gerade von Bayern aus näher als man denkt.