Reisebericht Serbien: Hinflug & Einchecken im Radisson Blu Old Mill Belgrad
Conny und ich sind wahre Meister des Verreisens. Und so dürfte es kaum verwunderlich sein, dass wir bereits von den Seychellen aus die nächste Tour planten. Noch bevor wir wieder heimischen, bayrischen Boden unter den Füßen spürten war klar, wohin die nächste gehen würde: Zum ersten Mal würde es für mich nach Serbien gehen. Ein super Ziel, schließlich sind es genau solche “underdog“-Ziele, die mich unglaublich reizen. Für einen Städtetrip nach London, Barcelona oder Rom gibt’s Millionen von Reiseführern. Aber versucht mal einen guten Tripreport nach Belgrad zu finden.
Mit gepacktem Koffer stiefelte ich keine zwei Wochen nach unserer Seychellen-Reise erneut zum Münchner Flughafen, um seit Langem mal wieder das non-Schengen Gate “H” im Terminal 2 zu besuchen. Zu meiner vollkommenen Verblüffung hat man sich von Seiten Lufthansa mittlerweile entschlossen, die durchsichtigen Plastikbeutel nicht mehr zu verkaufen, sondern – so viel in gefühlt allen Flughäfen auf dieser Welt – zu verschenken. Woher kommt denn bitte diese Einsicht? Sind nicht normalerweise gerade wir Deutschen die Meister im Verkaufen von Selbstverständlichkeiten wie Inklusiv-Kilometern bei Mietwagen oder WLAN in Hotelzimmern?
Hinflug mit Lufthansa CityLine
Gerade in München hat sich meine Terminal-Präferenz beim Abflug in den letzten zwei Jahren um 180° gedreht: War ich früher auf Geschäftsflügen – vor allem wegen der Kaffee-Automaten – ein bekennender Fan der Lufthansa-Seite im Neubau, so freue ich mich mittlerweile über jeden Abflug im alten Terminal 1. Hauptsächlich liegt das an meiner Lounge-Berechtigung für die Atlantic- und Pacific-Lounge im Terminal 1. Im Verbund der Star Alliance fehlt mir einfach noch das entsprechende Kärtchen, so dass ich hier in die Röhre schauen musste. Noch dazu wurden anscheinend die Kaffee-Automaten zumindest im Obergeschoss demontiert. Ein Glück wartete die Regionalmaschine der CityLine schon auf mich, die mich in kurzer Zeit nach Belgrad bringen sollte.
Nach dem Lineup erhaschte ich noch diesen Blick auf eine Randerscheinung des Münchner Flughafens. Gerade in Bayern konzentrieren sich die Airlines hauptsächlich auf europäische Dickschiffe wie dem Airbus A340 oder A380, so dass gerade die Jumbos eher seltene Zaungäste sind. Diese Airbridge Cargo-Mühle wartete zwar auch nur als Frachtflugzeug hinter uns auf ihre Startfreigabe. Dennoch immer wieder schön eine majestätische Boeing 747 zu erblicken. Als Münchner Vielflieger bekommt man sie wirklich immer seltener zu Gesicht.
Über den Wolken war das nasskalte Wetter über München dann in Vergessenheit geraten. Ich machte es mir im hinteren Teil der Maschine bequem und genoss ein wirklich sehr entspanntes kurzes Leg nach Belgrad. Interessanterweise war die Maschine komplett ausgebucht. Ich hätte selber gar nicht vermutet, dass die Verbindung nach Serbien so gefragt ist.
Direkt nach der Landung kam dann der große Moment, um das Terminal zu fotografieren. Nein, keine Sorge: Ich möchte diesen tristen und grauen Zweckbau definitiv nicht für einen Red Dot Award nominieren. Vielmehr geht es um die Ehre den internationalen Flughafen nach Nikola Tesla (Никола Тесла) zu benennen. Besonders für mich als studierter Elektrotechniker gilt er als einer der ganz großen Energietechniker und Ingenieure, der vor allem durch seine Auseinandersetzung mit Thomas Alvar Edison im sog. Stromkrieg bekannt wurde. Zu Lebzeiten schaffte er es zu zwölf Ehrendoktorwürden, weiterhin wurde die Einheit der magnetischen Flussdichte nach ihm benannt. So, nun aber genug Geschichtsstunde für heute.
Mein Hotel in Belgrad – Das Radisson Blu Old Mill Hotel
Gleich nachdem ich meinen Koffer vom Band geholt hatte, wurde ich auch schon vor dem Terminal vom Fahrer meines Hotels empfangen, in dem ich die nächsten drei Nächte verbringen würde. Für ein verlängertes Wochenende würde ich ein Hotel ausprobieren dürfen, welches erst vor Kurzem seine Pforten geöffnet hat. Direkt am Fluss Sava gelegen ging es für mich und meine Begleiter ins Radisson Blu Old Mill Hotel.
Schon in meinem Video über Mailand vor einigen Jahren stellte ich Behauptung auf, dass ein Urlaub mit der Unterkunft stehen und fallen kann. Gerade wenn man geschäftlich in einer Stadt unterwegs ist, fallen die “eigenen Wände” besonders ins Gewicht. Wer sich nach einem Tag voller Meetings oder einer Messe nicht auf sein Hotelzimmer freut, der wird nach einem solchen Business-Trip erst Recht Urlaub brauchen.
Profis erkennen die Güte eines Hotel schon beim Betreten der Lobby. Und hier bot das Radisson Blu Old Mill schon einmal gleich einen optischen Leckerbissen: Wie der Name “Old Mill” bereits sagt, handelt es sich bei dem Komplex um eine ehemalige Dampfmühle, die im Jahr 1901 erbaut wurde. Dank serbischem Denkmalschutz gibt’s hier eine perfekt konservierte Außenfassade mit Geschichte.
Lage
Das Hotel selbst liegt verkehrsgünstig direkt zwischen der Belgrader Messe (Beogradski Sajam ,Београдски сајам) und dem Hauptbahnhof am Bulevar vojvode Mišića. Für Autofahrer befindet sich eine Tiefgarage unter dem Hotel mit Parkplätzen für ca. 50 PKW. Wer lieber mit dem Zug anreisen möchte anreist, nimmt die Straßenbahn der Linien 3, 12 und 13 und fährt zwei Stationen bis zur Haltestelle Mostar. Mit einem Taxi sollte man vom ca. 17 Kilometer entfernten Flughafen etwa 30 Minuten einplanen. Das Hotel selber liegt im sog. Villen-Viertel Belgrads, in dem sich vor allem Botschaften und Konsulate befinden. Wer Bedenken bezüglich der Sicherheit hat, kann diese getrost vergessen: Ich selber habe am nächsten Tag vor dem Frühstück die umliegende Gegend erkundet und habe mich jederzeit sicher gefühlt.
Zimmer
Gerade bei den Hotelzimmern ist im Moment ein echter Ruck bei Neubauten oder Modernisierungen zu spüren. Mit dem früheren Standard des Zimmers mit großem Bett und abgetrenntem Badezimmer kommt der gemeine Hotelier heute einfach nicht mehr weit. Stattdessen stehen wie auch beim Radisson Blu Old Mill integrierte Wohnlandschaften auf dem Programm, die sich wie aus einem Design-Guss von der Lobby bis zur TV-Kombination durchziehen. Ausgehend von der alten Funktion als Mühle zog der Designer in den Zimmern das braun-kupferne Design-Schema gut und glaubhaft durch. In den an den historischen Teil angebauten Glastürmen befinden sich über 220 Gästezimmer sowie 14 Suiten. Die Barrierefreiheit wird über drei Lifte und 4 behindertengerechte Zimmer sichergestellt.
Einziges Manko: Der holzimitierende Kunststoff fühlte sich hohl und nicht allzu hochwertig an. Gerade hier besteht die Gefahr, dass ein angegriffenes Interieur im Laufe der Jahre den Design-Eindruck trübt.
Dafür gibt’s den erhobenen Doppeldaumen für die Integration des Bades in den Wohnraum. Ein offene Glasscheibe – natürlich mit absenkbarem Rollo – stellte die Verbindung zwischen Dusche und Schlafzimmer her. Die Toilette befindet sich gut geschützt hinter einer halben Wand. Von der Architektur her erinnerte mich das Zimmer spontan an die Ocean Spa Suiten, die ich im letzten Jahr auf der MS Europa 2 kennenlernen durfte. Ebenfalls positiver Eindruck im Bad: Der Bodenbelag war farblich auf Holz getrimmt und stellte sich erst bei näherem Hinsehen als Stein heraus.
Restaurant
Bleiben wir an dieser Stelle kurz beim Farbschema, wechseln aber den Ort: Das integrierte Restaurant wird in ganz Belgrad auch als Restaurant OMB Larder + Lounge Restaurant vermarktet. Bewusst vermeidet General Manager Thomas Swieca die Nennung des Hotelnamens. Aus “Old Mill Belgrad” wird OMB, “Larder” steht auf serbisch für Speisekammer und soll auch den hungrigen Einheimischen ins Haus locken. Keine schlechte Idee, um den Slow-Food Gedanken des Hotels auch national und stadtintern zu verbreiten, der gemeine Business-Tourist bemerkt dies erst beim Blick auf die Speisekarte.
Slow Food? Ich gebe zu, dass die Verpflegung für mich im Hotel mehr oder weniger ein Mittel zum Zweck ist. Was keinesfalls den Anspruch mindert: Um mir einen guten Start in den Tag zu ermöglichen, braucht ein Hotel hinter dem Frühstücks-Buffet gleich mehrere Top-Performer. Der Nutella-Test ist bestanden, die Eier sind top, selbst die Waffeln kommen an das Brüssler Original heran. Dazu gilt mein Blick wieder dem Interieur, welches sich erneut in braun-kupfer präsentiert. Eine mutige Kombination, die aber auch in Verbindung mit einem Restaurant punkten kann.
Wer genau hinsieht, erspäht ein Kunstwerk aus 101 Rückspiegeln eines Zastavas hinter dem Lampen. Dies symbolisiert den Zastava 101, einen PKW der von 1971 bis 2008 (!) als Lizenzbau des Fiat 128 gebaut wurde. Produktionsort war die Stadt Kragujevac (Крагујевац), die sich etwa 1,5 Stunden von Belgrad entfernt befindet. Eine kleine Hommage an den serbischen Automobil-Sektor.
Und weil’s gleich daneben liegt, gibt’s auch noch ein paar Bilder vom Bar & Lounge Bereich, der sich direkt an das Restaurant anschließt. Schön zu sehen, dass sich auch hier der Designer ein paar Gedanken gemacht hat: Die gestuften Wandpanele setzen sich in den Sitzlandschaften sowie in die Sesseln fort und werden später sogar in der Lobby wieder aufgegriffen.
Service
Was hilft das beste Hotel ohne gutes Personal? Auch gerade weil ich mich von einem optisch makellosen Hotel nicht blenden lassen möchte, teste ich den Service gerne mit (leicht lösbaren) Ausgaben. So konnte mir im Falle eines vergessenen Rasierapparates schnell und unkompliziert geholfen werden. Mit einem Ersatzrasiers ist das Malheur schnell vergessen, und das gepflegte Aussehen auf der Dienstreise nicht in Gefahr. So sieht ein guter Service aus.
Guter erster Eindruck von Hotel & Stadt und definitiv einen gelungen Start in eine interessante Reise.
Ich würde sagen: Belgrad kann kommen! Dazu dann mehr in den nächsten Posts.
Vielen Dank an die Einladung nach Belgrad und die Möglichkeit das Hotel Radisson Blu Old Mill zu testen. Alle verwendeten Fotos sind selbst angefertigt und stellen meine echten Eindrücke dar.
Weitere Belgrad-Reiseberichte
- Tag 1: Hinflug & Einchecken im Radisson Blu Old Mill Belgrad
- Tag 2: City Tour Belgrad
- Tag 3.1: Belgrad Sightseeing (Teil 1)
- Tag 3.2: Belgrad Sightseeing (Teil 2)
- Tag 4: Heimflug mit der Lufthansa von Belgrad nach München
Hi Phil,
freue mich, daß der Belgrad Bericht startet. Wie war denn der Flug mit der Embraer? Bei NIKI hat es leider mit diesem Flieger nie geklappt. Könnte mir vorstellen, daß es ein ziemliches Kraftpaket ist.
Wundert mich übrigens nicht, daß Ihr am Airport mit einem Passat CC abgeholt wurdet. Mein Nachbar und guter Freund Andreas fährt so ein Fahrzeug als Firmenwagen. Er erzählte mir mal von der Beliebtheit dieses Fahrzeugtyp in der Balkanregion. Wie konntest Du denn darin sitzen?
Das Interieur des Hotels gefällt mir außerordentlich gut. Bin mal gespannt auf die ersten Impressionen aus der Stadt.
LG Stefan
Ich finde das Hotel wirklich wunderschön eingerichtet! Das Frühstück sieht fantastisch aus und das finde ich immer am wichtigsten :D
Hey Phil,
das Glück für mich, einen Jumbo in Bremen zu erhaschen ist gleich null. Du hattest ja sogar das große Glück einer -8! :)
Hast du ein gutes Auge! Ich habe gerade eben nachgelesen, dass ABC sowohl die -400er als auch die -8er Version fliegt. Von außen kann ich da leider noch keinen Unterschied feststellen.
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