Seychellen Reisebericht Tag 10 – Stopover in Dubai
Im Nachhinein gesehen war unser Plan fast eine Nummer zu groß: Nachdem wir gut einen ganzen Tag von ca. 07:00 Uhr bis zum unserem Abflug nach Dubai um 23:00 Uhr auf den Beinen waren, und mehr oder weniger die komplette Region um die Hauptstadt der Seychellen inkl. Eden Island angeschaut hatten, wollten wir tatsächlich noch Dubai unsicher machen. In der Theorie klang die Idee super: Wer verschenkt schon freiwillig 10 Stunden in Dubai, wenn er sie bei der Buchung kostenlos dazu bekommt?
Aber die Rechnung à la “Wir können ja vier Stunden im Flieger schlafen.” entpuppte sich vor allem in Anbetracht des gut sortierten Inflight-Entertainments bei Emirates als totale Milchmädchenrechnung.
Wir ließen noch schnell das Schicksal entscheiden, und wandten uns nach der Landung in DXB an den Emirates-Schalter: Eine Umbuchung auf den nächsten Flug nach München, der bereits in einer Stunde abheben würde, wäre möglich. Der Spaß würde uns aber 100€ kosten. Geld bezahlen um Dubai nicht zu sehen? Kommt ja mal überhaupt nicht in die Tüte!
So marschierten wir erst einmal wieder in die uns schon gut bekannte Marhaba Lounge und frühstückten ausgiebig. Conny twitterte und instagramte fleißig, während ich mir ein Spiel des gerade laufenden ICC Cricket World Cup 2015 anschaute, der so ziemlich das komplette Commonwealth in Atem hielt. Zu meiner eigenen Schande muss ich anmerken, dass ich mir nebenbei die Spielregeln auf dem Tablet durchlesen musste.
Nachdem die Sonne so langsam komplett aufgegangen war, machten wir uns auf dem Weg zur Dubai Metro. Bei unserem weihnachtlichen Ausflug nach Abu Dhabi und Dubai hatten wir dank unseres Mietwagens keinen wirklichen Bedarf an einem öffentlichen Verkehrsmittel. Anno 2009 war während meiner Diplomarbeit die Metro noch im Bau, so dass ich nun endlich die Chance nutzen konnte, die selbstfahrende U-Bahn auszuprobieren. Nebenbei gab es noch ein paar tolle Aufnahmen mit der morgendlichen Sonne und den wirklich herrlich (überdimensioniert) gebauten Stationen.
Mit der Metro vom Flughafen nach Dubai
Die Müdigkeit hing uns beiden noch etwas in den Knochen, so dass wir erst einmal grob in Richtung Süden durch Downtown Dubai fahren wollten. Als Ziel war erst einmal grob die Mall of the Emirates anvisiert. Diese hatten wir trotz eines martialischen Programms beim letzten Mal auslassen müssen. Also nix wie los.
Dubai wäre nicht Dubai, wenn es nicht an jeder Ecke irgendeine Kuriosität zu bestaunen gäbe. In den Bahnen hätten wir da – neben der ziemlich prekären Anzahl von Sitzmöglichkeiten – die strikte Trennung in Klassen. Neben einer aufpreispflichtigen 1. Klasse in der U-Bahn gibt eine streng kontrollierte “women and children only” Zone, in der Männer nichts verloren haben. In meiner leicht übermüdeten Art, stieg ich aus Versehen in der falschen Tür ein. Und tatsächlich dauerte es nur Millisekunden, bis meine Mitfahrer mich lautstark darauf aufmerksam machten. Hier können selbst wir Deutsche noch etwas von Zucht und Ordnung lernen.
Nach knapp einer halben Stunden Fahrt standen wir dann in den Hallen, die den Beginn meiner Dubai-Ära vor gut 6 Jahren markierten: Eine riesige Mall mit der berühmten Eishalle. Auch wenn ich Malls mittlerweile aus Prinzip nicht mehr wirklich zu Sights einer Stadt dazu zählen kann, fiel selbst mir erneut die Kinnlade herunter. Die Mall of the Emirates setzt meiner Meinung nach immer noch die Messlatte, an der sich jede Stadt messen muss. Und dabei meine ich jetzt nicht einmal die Skihalle und die Geschäfte, sondern vor allem auch die Architektur.
Die Wahl, ob wir uns nun dem Shoppingwahn hingeben oder lieber weiter Sightseeing betreiben, wurde uns zum Glück abgenommen. Denn die Öffnungszeiten der Geschäfte (vor 10:00 Uhr geht hier nichts) lagen noch meilenweit in der Zukunft, so dass wir mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder zurück zur Metro liefen und uns einem Stadtteil zuwandten, den wir ebenfalls beim letzten Mal nur links liegen gelassen hatten: Dubai Marina. Auch hier eher eine Premiere: Bei meinem letzten Mal in 2009 gab es noch keine Metro-Brücke und somit eigentlich keine Möglichkeit, die Sheikh Zayed Road lebendig (!) zu überqueren.
Ursprünglich hatte Dubai vor, sein Metro Netz massiv auszubauen. Allerdings spielte hier die Wirtschaftkrise den Buhmann, weswegen man die ganz großen Investitonspläne aufgab und zumindest die küstennahe Metro-Trasse durch eine normale Straßenbahn ersetzte. Und wenn man an einer Stelle schon gewisse Abstriche hinnehmen muss, dann ließen es die Scheichs halt an anderer Stelle krachen und gönnten sich modernste Technik aus Frankreich. Wie schon in Bordeaux ist man auch in Dubai der Meinung, dass eine Oberleitung bei Schienenfahrzeugen nur das Gesamtbild stört und lässt sie deswegen einfach weg. Stattdessen verläuft die Stromschiene wie in der Hauptstadt des Weines im Boden.
Schon nach guten 10 Stunden spürten wir die erneute Sehnsucht zum Wasser. Kein Wunder, nach sieben Tagen auf hoher See kommt einem ein längerer Aufenthalt an Land irgendwie seltsam vor. Deswegen stand der Jumeirah Beach erneut auf dem Plan. Dieses Mal hatten wir uns den südlichen Teil unterhalb des Burj al-Arab ausgesucht, wo wir gleich zwei Stunden blieben. Ironischerweise waren wir hier wirklich komplett alleine. In den Emiraten kann sowieso niemand verstehen, wieso man sich freiwillig in die pralle Sonne in den Sand an einem Meer legen kann und eben nicht in einem klimatisierten Gebäude sitzen möchte.
Man beachte übrigens den Burj Khalifa im Hintergrund am Horizont.
Direkt gegenüber von uns befand sich übrigens die Jumeirah Palm, die den meisten wahrscheinlich durch das Mega-Hotel Atlantis The Palm und ihrer Rutsche durch das Haifisch-Becken bekannt ist. So wahnsinnig palmenförmig, wie die Insel aus dem Weltall aussieht, erscheint sie in dieser Perspektive eher unspektakulär.
Als letztes Highlight hatte ich Conny noch einen Besuch im Souk Madinat Jumeirah versprochen. Im Gegensatz zur Mall of the Emirates erkennt man hier nur auf den zweiten Blick, dass es sich um ein künstlich angelegtes Einkaufs- bzw. Hotelzentrum handelt.
Mit ihren 75 meist sehr kleinen und auch recht hochwertigen Geschäften handelt es sich bei diesem Souk um eine – selbst für Dubai – sehr aufwändig gebaute Konstruktion. Wie eine Themenwelt wurde das gesamte Areal im Stile von alten arabischen Palästen mit Windtürmen und verwinkelten Gässchen gebaut. Sogar ein Theater wurde in dieser Anlage gebaut. Hauptsächlich reagierte man damit auf den Vorwurf, dass sich Dubai komplett dem Konsum verschrieben hätte, und somit gerade für Langzeitgäste irgendwann recht öde werden könnte.
Sogar eine Lagune wurde künstlich angelegt, auf der man mit kleinen Fake-Abras herum gondeln kann. Dass diese preislich um ein Vielfaches oberhalb der echten Meeresarm-Querungen mit originalen Booten liegen, muss ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen.
Bei manchen Hotelzimmern in der Anlage ist sogar ein Bootsanleger vorhanden, so dass man sein Zimmer mit dem Wassertaxi erreichen kann. Auch wenn man angesichts der vielen Reisebusse, die vor den Toren halten, nicht mehr wirklich von einem Geheimtip sprechen kann, ist der Souk doch eher recht unbekannt. Deswegen würde ich ihn gerade beim zweiten und dritten Besuch der Stadt ins Visier nehmen.
Auch bei zehn Stunden Aufenthalt wird irgendwann einmal die Zeit knapp, so dass wir uns so langsam aber sicher auf den Weg machten. Vorbei am Burj al Arab liefen wir den knappen Kilometer bis zur Metro-Station, um hier auch noch einmal die Architektur ablichten zu können. Rein als Hinweis: Dieser Aufgang führt faktisch auf die westliche Seite der Autobahn, wo sich noch überhaupt gar nichts an Häusern und sonstiger Infrastruktur befindet.
Denn 1000 Meter läuft in Dubai eigentlich niemand freiwillig. Das große Ding auf der linken Seite ist übrigens die Skihalle von außen.
Zurück ging es dann mit der U-Bahn, bei der sich uns dank des idealen Sonnenstandes ein tolles Bild bot. Die folgenden beiden Bilder fassen Dubai für mich eigentlich sehr gut zusammen: Das höchste Gebäude der Welt, eine führerlose U-Bahn und eine wilde Bauweise, bei der eine Straße einfach über eine andere Straße gebaut wird und keiner wirklich auf ein harmonisches Zusammenpassen der einzelnen Gebäude achtet.
Dennoch bin ich einfach wahnsinnig gerne in Dubai und würde mir vor allem noch einen größeren Einblick in diese Stadt wünschen. Bisher war ich zwar schon dreimal dort, habe es allerdings jedes Mal nur geschafft an der Oberfläche zu kratzen.
Mit einem letzten Foto von der Heckflossenparade des Staatscarriers Emirates möchte ich diesen Tripreport dann auch schon enden lassen. Natürlich könnte ich euch noch von einem recht unspektakulären Flug mit dem A380 zurück nach München erzählen. Allerdings bringe ich es einfach nicht übers Herz, eine wirklich wahnsinnig schöne Segelkreuzfahrt mit anschließendem Abstecher in die Wüste mit einem Bild vom grauen Himmel enden zu lassen.
Weitere Seychellen-Reiseberichte
- Tag 1: Hinflug mit dem A380 von Emirates über Dubai
- Tag 2: Mit der Sea Bird von Mahé nach Praslin
- Tag 3: La Digue
- Tag 4: Die Coco de Mer im Vallée de Mai auf Praslin
- Tag 5: Grand Soeur & Coco Island
- Tag 6: Aride
- Tag 7: Curieuse
- Tag 8: Transfer nach Mahé
- Tag 9: Victoria & Eden Island
- Tag 10: Stopover in Dubai
Hi Phil,
weiter geht es mit Eurem letzten Tag in Dubai. Die scheinbar offene Abgrenzung zur “Women and Children Zone” ist schon ziemlich krass. Zumal die Dubai Metro drinnen nicht besonders groß zu sein scheint.
Eine Straßenbahn hätte ich in Dubai am allerwenigsten erwartet, obwohl die auch sehr stylisch aussieht. War sie denn auch führerlos?
Der Souk Madinat Jumeirah gefällt mir optisch sehr gut, nicht auszudenken was dort los ist, wenn er bekannter wäre.
Ansonsten ein prima Abschluß Eurer Reise auf die Seychellen.
LG Stefan
Die Metro ist nicht so groß, aber verdammt lang. Die Zone ist also kein großer Einschnitt. Obwohl es schon irgendwann recht voll wurde. Krass, wenn man bedenkt, dass die Leute früher alle mit dem Auto gefahren sind.
Die Metro ist übrigens führerlos, die Straßenbahn nicht. Ist vielleicht aber auch besser so, da sie sich durch den wuselnden Verkehr vom Marina-Stadtviertel durchwurschteln muss.
Ich hoffe dir hat der Bericht gefallen. Uns beiden hast der Trip einen richtigen Kick gegeben: Wahnsinnig schöne Landschaften. Und unser Horizont wurde auch kräftig erweitert. Übrigens: Im Sommer geht’s wohl gleich nochmal nach Dubai :) Ankündigung kommt noch.
Hi Phil,
toller Artikel! Bei meinem letzten Emirates Flug habe ich auch endlich mal die Gelegenheit genutzt und habe mir für 1,5 Tage Dubai angeschaut. Kann ich nur empfehlen. 7 oder 14 Tage am Stück bräuchte ich die Stadt allerdings nicht ;-)
Emirates lohnt sich jedoch immer!
Viele Grüße
Mathias – underwaygs.com
Super zu hören, dass noch mehrere die Gelegenheit für einen Stopover nutzen. Ich erinnere mich noch gut als Conny und ich damals in Madrid für wenige Stunden in die Stadt gelaufen sind. Solche Chancen muss man einfach nutzen.
Ich bin jetzt mal wirklich auf ein intensiveres Dubai-Erkebnis gespannt. Da steckt sicherlich noch mehr “unter der Haube”. Ob’s natürlich für 14 Tage reichen würde, wage ich aber dennoch zu bezweifeln. :)
LG Phil
@Phil
na logisch hat mir der Bericht gefallen. Wann fängst Du mit dem Bericht über Belgrad an?
Wird´s denn im Sommer wieder ein Stopover in Dubai, oder ein Aufenthalt für mehrere Tage?
LG Stefan
Der Belgrad-Bericht liegt tatsächlich schon in der Pipeline und geht wahrscheinlich Morgen oder übermorgen online. Tatsächlich hatte ich die Seychellen-Posts fast etwas unterschätzt. Da hat sich echt eine ganze Menge angestaut :)
Ich hoffe ihr alle verzeiht mir den harten Cut.
Dubai im Sommer wird ganzen 4(!) Tagen schon fast ein richtig lange Reise für mich und Conny. Für andere dürfte das natürlich wieder eher eine Kurzreise sein. Dafür geht es dieses Mal deutlich mehr in die Tiefe. Nach drei Besuchen (bei Conny zwei) können wir dann einfach guten Gewissens den Fokus von den Superlativen auf die Details schwenken.
LG Phil
Die Bilder sind faszinierend. Danke für die tollen Eindrücke von Dubai. Ich wünschte ich könnte dorthin reisen. VG aus Seiser Alm Hotel
Grüße zurück aus München.
Nach Dubai wird es mich gleich im Sommer noch einmal verschlagen. Dort gibt’s sicher noch ein bisschen mehr zu entdecken.
LG Phil
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Schöne Bilder von den Seychellen. Wir haben die Inseln zwar nicht mit dem Segelboot erkundet, doch bei unserem Inselhopping auch Eure Eindrücke mitnehmen können. Der Bericht weckt sehr schöne Erinnerungen, Dankeschön und viele liebe Grüße aus dem Schwarzwald
Anne
Viele Grüße zurück in den Schwarzwald! Da waren wir gerade erst am Wochenende und haben es uns gut gehen lassen. Die Seychellen sind auf jeden Fall eine Reise wert!
LG Phil