Reisebericht Marrakesch #2.2 – Medersa Ben Youssef & Hotel Royal Mansour Marrakech
Nach dem sanften Einstieg in die Sehenswürdigkeiten von Marrakesch folgte nun die volle Dröhnung. Für die nächsten Tage hatten Conny und ich uns interessante Orte herausgesucht, die wir schön sanft verteilt im Laufe unserer knappen Urlaubswoche besichtigten wollten. Bevor wir uns das Hotel Royal Mansour Marrakech anschauten, war der erste Punkt die Medersa Ben Youssef, die sich typisch für Sehenswürdigkeiten in Marrakesch in einer sonst eher unspektakulären Straße befand.
Von innen sah die Sache gleich viel sehenswerter aus. Diese ehemalige Koranschule wurde um das Jahr 1340 vom Sultan Abu l-Hasan erbaut. Bis zum Jahre 1960 wurden hier islamische Wissenschaften gelehrt.
Da der Innenhof – wie in Marrakesch üblich – nicht überdacht ist, musste sich der Bauherr etwas einfallen lassen, um die kunstvollen Verzierungen vor sporadischen Regenfällen zu schützen. Auf dem folgenden Foto kann man gut erkennen, dass der unterste Meter der Säulen komplett gefliest wurde.
Wer übrigens mit dem Begriff „Koranschule“ eher wenig anfangen kann: Grundsätzlich geht es hier vor allem um historische Überlieferungen des Propheten, Koranlehre sowie arabischer Sprachlehre. In den meisten Fällen werden diese Fächer allerdings auch mit Stunden wie Mathematik flankiert.
Der Begriff madrasa wird im heutigen Gebrauch allerdings für fast jede andere Schule auch genutzt. Personen, die eine Koranschule besucht haben, erhalten meistens Ehrentitel wie Mullah oder Mawlawi.
Auch wenn die Dimensionen auf den folgenden Fotos recht üppig erscheinen, kann man sich kaum vorstellen, wie in dieser Schule bis zu 900 Schüler gepaukt haben. Es dürfte wohl damals recht eng zu gegangen sein.
Recht untypisch für die damaligen Prunkbauten ist übrigen der fast komplette Verzicht auf Farben an den oberen Wänden. Nur in Innenräumen und im gefliesten Bereich findet man farbige Verzierungen.
Apropos Innenraum: Man merkt, dass der typische Koranschüler noch recht klein gewesen sein muss. Die Innenhöfe und Schlafplätze dürften selbst für Jungs im Alter von 8 bis 12 wohl gerade so zum Schlafen ausgereicht haben.
Eins ist klar: Die Schule war definitiv nicht mit dem Komfort unseres Hotels vergleichbar. Auch hier fiel es wieder schwer zu glauben, dass 900 Schüler auch innerhalb der Mauern der Medersa Ben Youssef geschlafen hatten.
Architektonisches Highlight dürfte wohl der Gebetssaal mit seiner imposanten Kuppel sein. Auf die erneute Wiederholung der Tatsache, dass auch dieser Platz für 900 Schüler etwas eng gewesen sein dürfte, werde ich an dieser Stelle einfach verzichten.
Leider sieht man hier, dass der Zahn der Zeit schon etwas an dieser Sehenswürdigkeit nagt. Und dies trotz der Tatsache, dass das Areal nach gut 40 Jahren Museumsbetrieb im Jahr 1999 komplett saniert wurde. Da für den Besuch dieses Orts jedoch eine kleine Gebühr von jedem Besucher kassiert wird, ist immerhin der Erhalt dieser Koranschule gesichert.
Durch die Souks von Marrakesch
Nach diesem kulturellen Besuch hatten wir uns definitiv eine Stärkung verdient. Ihr glaubt gar nicht, wie schwer es war, dem Duft der Tagines in dem umliegenden Gassen und Souks zu widerstehen.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich an dieser Stelle eine Empfehlung für typisch marokkanisches Streetfood machen soll. Fakt ist, dass ich bewusst nicht bei Garküchen in den Straßen zugeschlagen habe, sondern immer auf ein Essen in einem Restaurant bestanden habe. Es könnte allerdings sein, dass hier etwas zu vorsichtig war.
Da wir auf dem Weg von der Medersa Ben Youssef zum unserem nächsten Ziel, dem Hotel Royal Mansour Marrakech, fast die komplette Altstadt durchqueren mussten, hatten wir hier wieder richtig viel Zeit die Atmosphäre von Marrakesch aufzusaugen.
Mein Tipp: Gerade in den Gassen sollte man die Kameras stets schussbereit halten. Es kommt mir immer noch so vor, als wären wir durch ein Freilichtmuseum geschlendert. Eine herrliche Tour!
Beim Hotel Royal Mansour Marrakech könnte man fast von einem kompletten Konstrastprogramm zu unserer eigenen Unterkunft sprechen. Wer hier zu wenig Luxus findet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Wenn selbst Scheiche aus benachbarten arabischen Ländern hierher kommen, muss die Adresse definitiv gut sein. Auch wenn der Eingangsbereich fast ein wenig Understatement verbreitet.
Auf jeden Fall merkt man, dass in Sachen Dekoration keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Conny und ich hatten uns für die Reise extra die Woche mit dem Valentinstag – von dem wir dachten, dass er in Marokko eher nicht bekannt ist – ausgesucht. Wohl falsch gedacht: Der zuständige Dekorateur im Royal Mansour ließ es jedenfalls richtig krachen:
Hatte ich eingangs noch behauptet, das Hotel würde eher ein Kontrastprogramm zu unserem Hotel Riad Armelle darstellen, muss ich diese Aussage jetzt fast ein wenig relativieren. Tatsächlich besteht das Royal Mansour fast ausschließlich aus Riads, die im lockeren Verband auf dem Areal des Hotels verstreut gebaut sind.
Der Gast kann demnach in diesem Hotel keine Zimmer, sondern nur ganze Riads mieten. Dabei hat er die Wahl zwischen Ein-Zimmer- bis Drei-Zimmer-Riads. Natürlich mit allen Annehmlichkeiten wie eigener Küche, Ankleidezimmer und mehreren Bädern.
Egal ob kleines oder großes Riad: In jedem Fall ist die eigene Dachterrasse stets im Preis inkludiert, die man mit dem privaten Aufzug erreicht. Jedes Dach verfügt dabei über einen privaten Pool.
Passend für die Abendstunden gibt’s den obligatorischen Blick über die Altstadt mit dazu. Im Falle des von uns besuchten Riads sogar bis zur Koutoubia-Moschee.
Natürlich darf auch der passende Spa-Bereich nicht fehlen, der von uns beiden sofort den Spitznamen „Der Vogelkäfig“ verpasst bekam. Mit seinen filigranen weißen Wänden teilte sich dieser Raum in kleine Wohlfühlecken auf.
Ein wenig Kritik muss aber dennoch sein: Mit einem nicht wirklich nennenswerten Mini-Pool konnte dieser Spa-Bereich mich nicht wirklich überzeugen. Gut, wenn man einen privaten Pool auf der eigenen Dachterrasse zur Verfügung hat, ist dieser Punkt vielleicht dann doch verschmerzbar.
Als weiteres Trostplaster für den winzigen Pool im Spa-Bereich könnte man vielleicht noch den riesigen Pool im Außenbereich erwähnen. An einer Stelle, an der das Hotel mit Sicherheit noch zwei Riads hätte bauen können, wurde hier fast ein komplettes Schwimmbad in den marokkanischen Boden eingelassen.
Klare Sache: Wer in Marrakesch die Kreditkarte zum Glühen bringen möchte, wird im Hotel Royal Mansour definitiv den passenden Gegenwert finden.
Lunch im Le Jardin im Hotel Royal Mansour Marrakesch
Wir hatten das Hotel vor allem aus kulinarischen Gründen ausgesucht. Der spanische Landschaftdesigner Luis Vallejo hatte erst vor kurzen den Garten des Hotel mit Stilmittel der typischen marrokanischen Landschaft umgestaltet.
Passend zum Ambiente wurde zwischen Stilelementen der Ménara- und Agdal-Gärten ein luftiges Freiluft-Restaurant gestaltet, welches mit dem Namen „Le Jardin“ wohl keine passendere Bezeichnung hätte tragen können.
Natürlich muss ich gestehen, dass wir mit Sushi und vegetarischem Carpaccio die lokale Küche Marrakeschs nicht wirklich geehrt haben. Dennoch würde ich dieses Event jedem kulinarisch interessierten Besucher empfehlen. Lebt ein Urlaub nicht auch von einer gewissen Abwechslung?
Natürlich durfte ein leichter alkoholfreier Cocktail und ein herrliches, erfrischendes Dessert nicht fehlen. Moment, alkoholfrei? Ja, man sollte nicht vergessen, dass Marokko ein muslimisches Land ist.
Keine Sorge: Grundsätzlich ist in Hotels die Beschaffung von Alkohol gerade für Touristen kein großes Problem. Dennoch lohnt es sich, die Karte zu studieren. Findige Barista haben hier aus der Not eine Tugend gemacht und zaubern exzellente alkoholfreie Drinks.
Nach diesem etwas längeren Bericht wird’s im nächsten Blogpost etwas kürzer. Für einen der wohl herrlichsten Sonnenuntergänge werde ich einen extra Post spendieren. Soviel kann ich schon einmal versprechen: Diese Bilder dürfen einfach nicht auf meiner Festplatte versauern.
Herzlich Dank an das Hotel Royal Mansour für die Einladung ins Le Jardin.
Hi Phil,
sieht irgendwie alles gewaltig nach einer Filmkulisse aus.
Vor allem im Hotel könnte ich mir gut Szenen aus James Bond mit
Sean Connery oder Roger Moore als Drehort vorstellen.
Wie habt ihr es denn geschafft, daß nicht soviele Menschen durch´s
Bild liefen?
LG Stefan
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