Die ultimative Fahrrad Reparatur Story – Filetieren bis der Arzt kommt
Und weiter geht’s mit dem Thema “Fahrrad” im Blog. Im Vorhinein mal wieder die obligatorische Entschuldigung für’s IPhone-Bildmaterial. Aber auch heute geht’s nicht gerade zimperlich und staubfrei zur Sache. Und das muss ich meiner DSLR wirklich nicht antun.
Die Tatsache, dass ein Fahrrad zerlegt in meinem Keller lag, sollte mich auf keinen Fall davon abhalten noch ein zweites zu filetieren. Nein, im Ernst: Das silberne Fahrrad war eine Art “Warmlauf-Übung” für den nächsten Patienten. Denn nach einem Flohmarkt-Rennrad aus dem letzten Jahrtausend ging es an etwas moderneres Metall:
Bei diesem Fahrrad handelte es sich um ein Exemplar der etwas gehobeneren Preisklasse. Mein Dad leistete sich etwa um das Jahr 2003 herum dieses italienische Schmückstück und noch heute müsste man für dieses Gerät ein recht ordentliches Sümmchen auf den Tisch legen. Ein ähnlicher Pinarello-Rahmen stand vor kurzen bei ebay für knappe 400€ und auch die schon etwas betagte Deore LX Ausstattung ließe eingefleischte Fahrrad-Fans das Portemonnaie zücken. Dennoch wollen wir keine Euros zählen. Ich war hier, um kurzen Prozess mit dem Bike zu machen.
Wie schon bei Silber Eins fing ich mit den Pedalen an, da sich diese am besten abschrauben lassen, wenn der Rahmen noch auf beiden Rädern steht. Da ich bei solch hochwertigen Komponenten möglichst lange ohne Einsatz des Dremels auskommen möchte, probierte ich zuerst den Heißluft-Trick. Durch die unterschiedliche Erwärmung von Alu und Stahl ließen sich die meisten Teile deutlich einfacher lösen. Trotzdem kam man schon an dieser Stelle nicht ohne Spezialwerkzeug weiter.
Die Anschaffung dieses Tools lohnte sich auf jeden Fall, da ein solcher Kurbelabzieher bei fast jedem 0815-Fahrrad passt. Ein bisschen Kraft konnte an dieser Stelle nicht schaden, aber immerhin ließ sich die Verbindung fast widerstandlos lösen.
Und weiter ging’s mit dem nächsten Spezialwerkzeug. Da Shimano wohl aus der Misere der Thompson-Tretlager gelernt hat, kommen bei Tretlagern der neuesten Bauart griffige Vielzahnnüsse zum Einsatz. Ein nicht ganz billiger Spaß, der mich aber auf eine gute Idee brachte: In das silberne Fahrrad soll nach Möglichkeit auch ein Shimano-Tretlager. So hätte sich die Anschaffung wenigstens doppelt gelohnt.
Beim Abschrauben der Tretlager sollte man immer schön auf die Bauart achten. Gerade bei BSA-Lagern ist die rechte Seite oft als Linksgewinde ausgeführt. Aufdrehen bedeutet dort zudrehen und umgekehrt! Bei diesem Fahrrad handelte es sich natürlich um die Ausnahme der Ausnahme: Auf beiden Seiten war ein ITA-Lager mit Rechtsgewinde verbaut. Verwirrung in Reinform.
Hinter dem Tretlager offenbarte sich nun übrigens die Tatsache, weswegen dieses schöne Fahrrad von mir zerlegt wird.
Autsch! So ein Anblick tut selbst dem Laien weh.
Ich hatte schon eine Menge defekter Fahrräder mit verzogenem Rahmen, platten Reifen oder grottenschlechten Komponenten aus dem Baumarkt gesehen. Aber ein solcher Defekt ist mir aber noch nie untergekommen. Bis heute rätseln ich und mein Dad über die genaue Ursache eines solchen Desasters. Aber wie schon gesagt: Durch den immensen monetären und natürlich auch emotionalen Wert musste ich eine Reparatur einfach versuchen. Außerdem geht mir diese “Wegschmeissen & neu kaufen”-Mentalität sowieso mächtig gegen den Strich. Und gerade einen Stahlrahmen kann man wunderbar schweißen. Also wird weiter filetiert!
Da ich so wenig Teile wie möglich beim Ausbau kaputt machen wollte, verzichtete ich beim Zerlegen des Gulasches auf das Durchschneiden von Schalt- und Bremszügen und versuchte stattdessen die Teile samt Drahseilen abzubauen. So blieb einfach alles an den Zügen am Lenker hängen, der dann final abgeschraubt wurde.
Zerlegen ist manchmal nicht nur der einfachste Teil, sondern macht auch noch meistens Spaß. Und das hier wäre dann das vorläufige Endergebnis: Einmal Pinarello-Platte mit Geschnetzeltem.
Der Fahrradprofi wird wahrscheinlich jetzt schon einen alten Schraubenschlüssel suchen, um mich für dieses eher respektlose Zerfleddern von italienischer Rad-Kunst um den Block zu jagen. Aber noch sehe ich die Sache recht positiv. Irgendwie bekomme ich das Bike schon wieder zusammen.