Reisebericht Oslo Tag 1 – Flug mit Lufthansa von München nach Oslo Gardermoen (MUC – OSL)
Mein Tripreport Oslo aus dem Jahr 2010 bekommt hiermit ein kleines Revival, und das gleich mit einem neuen Rekord: Ich habe es hiermit offiziell geschafft bei meinen zwei Oslo-Besuchen gleich alle drei Flughäfen der Region mitzunehmen. Denn heute morgen führte mich mein Weg in das Terminal 2 des Münchner Flughafens, um mit Lufthansa nach Oslo Gardermoen einzuschweben.
Bei meinem letzten Report hatte ich mich für die Anreise mit Ryanair von Bremen aus entschieden und gleich die beiden Regionalairports Rygge und Torp mitgenommen. Auch damals war es tiefster Winter und der Schnee lag in allen Straßen.
Aber mal ganz ehrlich: Genau solche Verhältnisse will ich haben, wenn es schon in den Norden geht.
Über München verscheuchte so langsam die aufgehende Sonne die letzten tiefhängenden Nebelfelder, als wir uns an das Boarding unseres A319 machten. In München wird derweil schon kräftig für das neue Satellitenterminal geworben, dass 2015 seine Pforten öffnen wird. Ich stelle hiermit mal die steile Behauptung auf, dass die Erweiterung des Münchner Flughafens wahrscheinlich früher fertig wird, als der Pannenairport BER.
An dieser Stelle vielen Dank an den A319 der Lufthansa mit dem Namen “Schönefeld“, dass er es auch rechtzeitig auf mein Foto geschafft hat.
Der Flug war relativ symptomatisch für alle Lufthansaflüge, die im Moment für nach Oslo angeboten werden: Die wenigen Passagiere müssen die Strecke durch gesalzene Preise irgendwie rentabel halten. Der Innenraum der Maschine wurde durch den Vorhang fifty-fifty in Business Class und Eco geteilt. Dabei tummelten sich auf den rund 70 Sitzen der Biz gerade einmal drei Fluggäste. Wirklich viel mehr saßen auch nicht im hinteren Teil. Mehr als 20 Leute konnte ich beim besten Willen nicht zählen. Und das im Bauch eines Flugzeuges, das fast 140 Menschen Platz bietet.
Immerhin blieb der Flug so angenehm ruhig und kompensierte die frühe Fahrt zum Airport. Die Sicht aus dem Fenster blieb über den gesamten Flug sonnig. Nur eben ohne Blick auf den Boden, der ständig von einer dicken Wolkendecke verhüllt blieb. Dementsprechend empfing uns Oslo auch sehr bedeckt. Selbst die Spitze des Towers war in Wolken gehüllt.
Auch wenn der Flughafen Oslo-Gardermoen für die meisten der „offizielle“, „echte“ und „richtige“ Flughafen der Stadt ist, sollte man sich keinesfalls der Illusion hingeben, dass dieser zentrumsnah gelegen sei. Auch hier fehlen für die finale Ankunft in Oslo noch 50 Kilometer, die allerdings mit wesentlich mehr Verkehrsmitteln zurück gelegt werden können, als bei den Billigairports Rygge und Torp. Wer im Umland von Oslo oder am Fjord zu tun hat, sollte sich für einen Mietwagen entscheiden. Die Innenstadt von Oslo ist aber mit diversen Busanbietern, einem Express-Zug oder auch mit der ganz normalen Regionalbahn erreichbar. Eine Return-Fahrt kostet 180 NOK (~ 21€) und liegt somit etwa auf Münchner Niveau.
Wer an dieser Stelle einen DB-typischen Bummelzug erwartet, wird herb enttäuscht. Stattdessen wird die Strecke durch wahnsinnig geräumige Züge bedient, die perfekt für Flug-Touristen ausgerichtet sind: Riesige Kofferfächer, daneben ein Kaffee- und Essens-Automat. Das Ganze natürlich in Verbindung mit Free WiFi im Zug. Ja, so funktioniert das in einem Land, in dem das Internet kein #Neuland ist.
Nach der Ankunft am Hauptbahnhof von Oslo (Oslo S) trennten uns nur noch wenige Meter von unserem Hotel. Und hier freue ich mich besonders, ein Novum zu verkünden. Vor einiger Zeit hatte ich in einem Blogpost an Hoteliers appelliert, in Zukunft kostenloses WLAN zur Grundausstattung in Hotels zu machen. Ähnlich wie beim Fernseher bin ich der Meinung, dass ein Internetanschluss in diesem Jahrhundert zum Hotelzimmer dazugehören sollte. Die Hotelgruppe Radisson Blu geht nun genau diesen Schritt, und rüstet sämtliche Häuser auf der ganzen Welt mit kostenlosem Highspeed-WLAN aus. Ein lobenswerter Schritt, für den ich an dieser Stelle ganz herzlich „Danke!“ sagen möchte.
Auch sonst ist das Hotel im gläsernen Wolkenkratzer in Oslo fast nicht zu übersehen. Als ich vor drei Jahren in meinem Hotezimmer übernachtete, konnte ich nicht eine solche Aussicht genießen.
Gut, damals gastierte ich auch nicht im 29. Stockwerk. Ein separater Hotelbericht folgt wie üblich.
Aber was hilft der schönste Blick aus dem Fenster, wenn man eine Stadt selber erleben will. Und so konnte ich es trotz klirrender Temperaturen nicht erwarten, endlich wieder auf alten Pfaden zu wandern. Immerhin hatte es mittlerweile aufgehört zu schneien, sodass dem Schlendern durch die Innenstadt nichts mehr im Wege stand.
Da ich Oslo bisher nur alleine an zwei eiskalten Wintertagen erkundet hatte, konnte ich für Conny ein wenig die Stadtführung übernehmen und brachte sie zuerst auf die Karl Johans gate, die man als Haupteinkaufs- und Prachtstraße der Stadt bezeichnen kann. In West-Ost Richtung verbindet sie den Hauptbahnhof mit dem Königlichen Schloss von Oslo.
Conny hatte vollkommen Recht, als sie meinte, dass man einen Stadtbesuch im Winter am besten in die Weihnachtszeit legen sollte. Zwar sind die Geschäfte und Fußgängerzonen ein wenig verstopfter als in der restlichen Saison. Dafür ist die festliche Beleuchtung ein Pluspunkt. Auch in der Karl Johan überwog die weihnachtliche Stimmung.
Bevor man am Ende das Schloss erreicht, kommt man zum Storting, dem Parlament von Norwegen. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1866.
Es kommt zugegebenermaßen eher selten vor, dass man einen Sightseeing-Plan wegen unerwarteten Ereignissen ändern muss. In diesem Moment erspähten wir aber durch die Straßenzüge einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Hafenbecken, so dass wir spontan in Richtung Meer zum Rådhusplassen spazierten. Hier befindet sich auch das Rathaus von Oslo, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wird.
Die Architektur dieses Gebäudes wirkt für die meistens äusserst brachial und dominant. Dies soll vor allem die Unabhängigkeit von Norwegen symbolisieren, die der Staat am 13. August 1905 nach Abspaltung von Schweden erlangte. Der zentrale Teil in der Mitte wird für das Stadtparlament und diverse Festivitäten benutzt. Die beiden Türme links und rechts beherbergen die Arbeitsräume für die Beamten.
Wir hatten definitiv die richtige Entscheidung getroffen und uns für den Abstecher zum Hafen entschieden. Hier wurden wir Zeuge von einem der schönsten Sonnenuntergänge, den ich jemals um kurz nach 15:00 Uhr erlebt hatte.
Wie, so früh? Ja, man merkt, dass Oslo doch ein ganzes Stück weiter nördlich liegt. Und hier sind die Tage im Winter nun einmal kürzer.
Direkt neben dem Hafen befindet sich die Festung Akershus, die ursprünglich zu Verteidigungszwecken errichtet worden war. Bereits kurz nach ihrem Bau am Anfang des 14. Jahrhundert konnten die Norweger damit einen Angriff der Schweden abwehren. Heute wird die Anlage für besondere Feierlichkeiten der Regierung benutzt und dient natürlich mir als Fotomotiv. Der begeisterte Tourist braucht immer etwas vor der Linse.
Bei aller Liebe zur originalgetreuen Nachahmung der alten Verhältnisse, konnte ich mir auf diese Konstellation der Kanonen einfach keinen Reim machen. Erstens dürften sie viel zu niedrig sein, um über die Festungsmauern zu schießen und zweitens habe ich so meine Zweifel, ob eine Ausrichtung auf die Stadt Oslo statt auf den Oslo-Fjord so großen Sinn macht.
Allerdings lag die Stadt bei Vollendung der Festung noch ganzes Stück weiter ostwärts, so dass ich hier eventuell zu penibel bin.
Für Städtereisen im Winter braucht man ein gutes Durchhaltevermögen, da Fotografieren zwar unglaublichen Spaß macht, dummerweise aber nur selten aufwärmt. Und so merkten auch wir beiden, dass die Kälte langsam an den Füßen die Oberhand gewann. Höchste Zeit, zur alten Sightseeing-Route zurückzukehren und den finalen Aufstieg zum Königlichen Schloss anzugehen.
Die Errichtung dieses Schlosses am Ende der Karl Johan begründet sich in einer Allianz die Norwegen mit Schweden im Jahr 1814 einging, und beide Länder von einem gemeinsamen König regiert wurden. Der Hauptsitz des Königs sollte in Stockholm bleiben. Jedoch wurden vertraglich auch einige verpflichtende Anwesenheitstage des Königs in Oslo vereinbart. Für diese wenigen Tage stand aber kein adäquates Wohnhaus zur Verfügung, so dass kurzerhand ein 100 Meter langes Haus mit einem 22 Hektar großen Schlosspark errichtet wurde. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Als letztes Foto des ersten Tages gibt es für euch noch einen Blick zurück auf die Karl Johans gate bei Nacht. Danach kapitulierten wir vor der Kälte und nahmen die U-Bahn von Oslo (T-Bane) zurück ins Hotel (~ 17:00 Uhr).
Alle Fotos © Philip Klever & Cornelia Schuhbauer
Vielen Dank an Visit Oslo, mietwagen-check.de und Radisson Blu Hotels für diese Reise nach Oslo.
Weitere Reiseberichte:
Video-Reisebericht:
YouTube-Link: youtu.be/AdLwur69omI
Lieber Phil,
ein perfekter Reisebericht… Wahnsinnig schöne Fotos und Erinnerungen an ein paar tolle Stunden oder Tage in Norwegen. Ob dein Rekord – 3 Flughäfen bei 2 Aufenthalten jedoch offiziell gewertet werden kann, werden wir noch sehen… im Zweifelsfall zählt der Abstand zwischen den Reisen :)
Die Sonnenuntergangsbilder sind dir – natürlich – wieder perfekt gelungen. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht vom Hotel.
Viele Grüße
Vanessa
@Vanessa: Ja, ob der Rekord gewertet werden kann, weiß ich auch noch nicht genau. Das Guiness-Weltrekord-Kommitee hat mir noch keine Antwort geschrieben.
Es war wirklich ein wunderschöner Aufenthalt in Oslo. Ich bin auch sehr auf deine Bilder gespannt.
LG Phil
Oaah so tolle Bilder ! Ich beneide dich ja um die leere Maschine. Bin leider immer in recht vollen Maschinen unterwegs gewesen. Aber ich wollte auch noch nie im Winter nach Oslo… Ich bin schon gespannt auf die Stadt, die ich ja im kommenden Jahr das erste mal sehen werde. Dann aber im Sommer. Ich bin so ne Frostbeule. Vor Jahren in Skt. Petersburg bin ich fast eingegangen :D
Sehr, sehr schön. Und so ganz anders als im Spätsommer, als wir da waren. Da war leider auch noch der Platz vor dem Schloss gesperrt, dass wir gar nicht wirklich ran kamen. Nächstes Mal dann. Dann hoffentlich auch mit einer solch tollen Hotelaussicht. :)
@Herr Stiller: Also bei uns war der komplette Platz nicht wirklich gesperrt. Die dicke Eisschicht hatte aber fast die gleiche Wirkung. :D
LG Phil
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Tolle Bilder, Oslo im Winter würde mich auch reizen.
LG Frank
@Frank: Danke dir! Warst du denn schon einmal im Sommer in Oslo? Ich kann mir ein frühlingshaftes, warmes Oslo irgendwie gar nicht vorstellen :D
LG Phil
For city residents in winter you need good perseverance, because photography is incredibly fun, but stupid, but rarely warmed up.