Reisebericht Zürich Tag 1 – Fahrt mit meinFernbus von München über den Bodensee nach Zürich
Sanft legte das Schiff in Meersburg ab und begann leicht schaukelnd seine Fahrt. Die wunderbare Maisonne schien von oben auf uns herab, während wir den wunderbaren Überblick über den Bodensee genossen.
Auch die Temperaturen lagen im milden Bereich und der Aufenthalt auf dem Passagierdeck war selbst ohne eine Jacke möglich. Ein paar Segler kreuzten unseren Weg, während wir das Alpenpanorama im Hintergrund bestaunten.
Mooooment mal! Was sollte denn das hier eigentlich? Laut meines Blogpostes wollte ich doch eigentlich mit dem Fernbus nach Zürich fahren.
Wieso zum Geier war ich auf einem Schiff?
Warum paddelte ich gerade über den Bodensee?
Und vor allem: Wo war mein Bus?
Ah! Da stand er ja und tat ganz unschuldig. Wahrscheinlich war er bei seiner ersten Überfahrt genauso überrascht wie ich gewesen. Denn das Busunternehmen meinFernbus klappert auf dem Weg von München nach Zürich die Bodenseestädte Friedrichshafen, Meersburg und Konstanz ab. Und der kürzeste Weg führt uns nun einmal quer über den Teich. Für den Passagier ist die kleine Bootstour übrigens komplett kostenlos.
Im Prinzip gäbe es auch einen Umweg um Bodensee, genauer gesagt um dessen nördlichen Ausläufer. Doch diese 50 Kilometer lange Strecke rund um den Überlinger See scheint unrentabler zu sein als die kostenpflichtige Überfahrt mit der Fähre. Nach knapp 5 Kilometern und 15 Minuten Pause für uns und den Busfahrer waren wir schon in Konstanz und rollten nach wenigen Minuten über die Schweizer Grenze.
So gut es auch das Wetter mit uns meinte, der Bodensee bleibt mir als stauanfälliges Nadelöhr in Erinnerung. Mit Sicherheit hatten auch die Pfingstfeiertage ihre Schuld an der gewaltigen Verspätung von fast einer Stunde, denn prinzipiell schlich der Bus den kompletten Weg von Friedrichshafen bis Konstanz im Schneckentempo.
An dieser Stelle fehlt einfach eine durchgängige Autobahn oder eine Schnellstraße, die an den Städten vorbeiführt. Wobei genau diese Überlegung wiederum auch große Nachteile mit sich bringen würde: Hielten die Busse nur in den Randbezirken einer Stadt, so müssten sie sich nicht weit von den Autobahnen entfernen und wären schnell wieder unterwegs. Halten sie hingegen in der Stadt, müssen sie sich erst mühsam durch den Verkehr quälen, bringen den Fahrgast dafür aber mitten ins Zentrum der Stadt.
Und das hat auch wiederum seinen Charme: Der Start meiner Busfahrt am Münchner ZOB war gerade wegen seiner Zentrumsnähe eine prima Sache.
Aber genau wegen dieser ganzen Fragen und theoretischen Überlegungen hatte ich mich extra für die Anfahrt mit den Bus nach Zürich entschieden. Nachdem die dicken Brummer seit dem 01.01.2013 endlich legal in Deutschland rollen dürfen, wollte ich einfach alle Vor- und Nachteile selber erfahren und von meinen eigenen Erfahrungen berichten.
Und mein Fazit fällt speziell für die Hinreise verdammt positiv aus:
Komfort
Passt! MeinFernbus wirbt mit mindestens 70cm Sitzabstand und gefühlt saß ich tatsächlich ein wenig besser als in einem Billigflieger. Im „unteren“ Gang war die Kopffreiheit zwar stark eingeschränkt, dennoch erreichte ich die tip-top-saubere Toilette ohne schmerzhafte Deckenberührung. Gerade der Geräuschpegel blieb mir auch sehr angenehm in Erinnerung: Im Gegensatz zu Flugzeugen nervt hier kein monotones Gebrumme.
Dafür ist man in Sachen Klimaanlage wie in fast jedem Verkehrsmittel komplett der Willkür des Fahrers ausgeliefert: Da sich die Lüftungsdüsen an jedem Sitzplatz nur sehr gering zur individuellen Temperaturregelung eignen, bietet sich die Zwiebelschalen-Taktik an: Nehmt sowohl ein T-Shirt, einen Pulli als auch eine Jacke mit in den Bus. Dann muss auch keiner mit den Zähnen klappern.
Die angebotenen Getränke lagen mit 1,50€ im moderaten Preissegment. Im Gegensatz zu Flugzeugen darf man hier natürlich auch eigene Flaschen mitnehmen.
Internet an Bord
Das versprochene WLAN funktioniere innerhalb Deutschlands tadellos. Zwar hatte der Router gerade auf schnellen Autobahnabschnitten immer wieder mit Verbindungsabrissen zu kämpfen, dennoch flossen die Bytes meistens zuverlässig.
Nach der Grenze brach die Verbindung innerhalb der Schweiz komplett ein und wollte auch nicht wieder zum Leben erwachen. Gut, bei einem deutschen Unternehmen hatte ich eigentlich fest mit so etwas gerechnet.
Steckdosen im Fernbus
In unserem Doppeldeckerbus waren alle Sitze an 4er Tischen mit Steckdosen ausgerüstet. Ich muss an dieser Stelle kaum erwähnen, wie wichtig dieser Fakt für meine Generation Smartphone ist. Bei einer 5-stündigen Fahrt muss einfach jedes Handy irgendwann ans Ladekabel.
Wer unbedingt auf eine ständige Stromversorgung angewiesen ist (z.B. Laptop mit defektem Akku) sollte vielleicht eine kleine Mehrfachsteckdose mitnehmen. Mit so einem Teil findet man verdammt schnell viele neue, gute Freunde.
Service
Gerade bei günstigen Verkehrsmitteln achte ich immer ganz stark auf die Freundlichkeit und die Pünktlichkeit. Denn genau das sind für mich Faktoren, für die man theoretisch keinen einzigen Euro in die Hand nehmen muss.
Um die Pünktlichkeit zu bewerten müsste ich wahrscheinlich außerhalb der Pfingstfeiertage noch einmal auf der gleichen Strecke mit dem Bus fahren. Generell gibt’s bei Service & Freundlichkeit einen dicken Daumen nach oben. Unser Busfahrer war in Personalunion als Fahrer, Steward und Kofferträger unterwegs und hatte sichtlich Spaß bei der Arbeit. Seine Durchsagen gab’s sympathisch auf bayrisch und in englisch. Eine gute Idee, denn das Publikum unseres Busses war mit einigen Japanern und mindestens einer Australierin durchaus international. Selbst im Stau oder kurz vor der Überfahrt auf dem Bodensee hielt unser Captain seine Passagiere über die Bordlautsprecher auf dem Laufenden. Sehr löblich!
In Zürich selber ließ uns der Feierabendverkehr noch einmal ein paar Minuten verlieren, so dass wir statt um 15:00 Uhr erst kurz vor 16:00 Uhr den Bus verließen. Immerhin fiel unser Weg zum Hotel mehr als übersichtlich aus: Nach nur fünf Minuten Fußmarsch standen wir bereits vor unserem Marriot-Hotel, das uns für die nächsten drei Tage beherbergen würde.
An der Rezeption des Hotels erwartete uns dann die absolute Krönung: Eben ging es noch mit dem Reisebus für 15€ von München nach Zürich und jetzt gab es für uns ein Upgrade auf’s Executive Zimmer im 5-Sterne Hotel. Tja, wenn das mal nicht der absolute Komfortmix auf einer Städtereise ist.
Mein Kompliment an dieser Stelle an das Hotel: Bei einem solchen Blick auf Zürich und den Zürichsee war sofort jeder Gedanke an die Bus-Verspätung vergessen.
Natürlich folgt auch für diese Reise noch ein separater Blogpost über das Hotel. Dennoch möchte ich euch einen Appetizer nicht vorenthalten.
Der Wetterbericht versprach für die nächsten Tage wieder eine leichte Zitterpartie. Sonne, Wolken und Regen sollten im Drittelmix unser ständiger Begleiter für die nächsten drei Tage werden. Kein Problem: Wir wollten es sowieso ruhig angehen lassen.
Einfach schöööön!!!
Das hört sich doch in Summe recht an. Da der Bus über keine eigene Trasse verfügt, sind die üblichen Fallen, wie Stau einfach einzukalkulieren. Ein gutes Buch hilft diese Zeiten zu überbrücken oder man kann einfach die Augen zumachen und entspannen. So eine Überfahrt mit der Fähre, bei dem tollen Wetter und der super Weitsicht ist doch ein Highlight. Zürich hat Du auch von seiner schönsten Seite gute erwischt. Freue mich schon auf die weiteren Berichte. Ich muss es nicht noch einmal erwähnen, wie schön Dir die Bilder gelungen sind. Herzlichen Dank und einen schönen Sonntag.
@Mom & Dad: Thx!
Leider kann ich ein Buch auf Auto/Bus-Fahrten überhaupt nicht gebrauchen, da kann ich keine zwei Seiten lesen ohne das mein Magen rebelliert. Ich würde wenn dann eher meinen iPod voll mit Musik bzw. Hörbüchern laden. Muss ich eh mal wieder tun!
Dass dir dabei schlecht wird, müssten deine Eltern doch eigentlich wissen ;-)
Schade, dass du kein Foto von der Innenausstattung des Reisebuses gemacht hattest, das hätte ich auch noch interessiert.
@maTTes: Ich war früher auf Reisen immer brav und hab nie irgendwo hin gereiert :D
Leider hab ich’s total vergessen den Innenraum zu fotografieren. Nur bei der Rückfahrt habe ich ein Übersichtsfoto aber leider ohne Detailaufnahmen vom Sitz. Da bin ich sogar selbst ein bisschen enttäuscht.
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