Reisebericht Kreuzfahrt MS Astor #3 – Civitavecchia & Rom
Gerade einmal 250 Kilometer hatten wir in der Nacht von Livorno aus zurück gelegt.
Noch ein Grund mehr, weswegen ich diese Kreuzfahrt mit der MS Astor unglaublich entspannend fand: Jeden Morgen wachten wir in einer neuen Stadt auf und konnten diese fast immer bis zum späten Nachmittag erkunden. Abgelegt und losgeschippert wurde dann meistens pünktlich zum Abendessen.
Und so wachten wir an diesem Vormittag im Hafen von Civitavecchia auf.
Gerade auf diese Stadt hatte ich heimlich schon etwas hingefiebert. Schließlich ist Civitavecchia ein Dauerbrenner auf vielen Kreuzfahrtrouten im Mittelmeer. Jedes Schiff, das die ewige Stadt Rom auf ihre Route aufnehmen will, muss zwangsläufig hier andocken. Denn näher als 60 km kommt man an die im Landesinneren liegende Hauptstadt Italiens auf dem Seeweg nicht heran.
Umso erstaunter war ich, dass an diesem Tag gerade einmal zwei weitere Kreuzfahrtschiffe im Hafen neben uns lagen. In meiner Vorstellung herrschten karibische Verhältnisse, wo sich gut und gerne 10 Schiffe vor einer kleinen Inseln stapeln. Gut, dass dem nicht so war.
Sightseeing Civitavecchia
Schon seit ewigen Zeiten ist der Hafen die einzige Daseinsberechtigung der Stadt, schließlich wollte Rom schon immer auch über das Wasser erreichbar sein. Dass bei dieser reinen Zweckarchitektur das Sightseeing etwas spärlich aussehen würde, war Conny und mir schon im Vorhinein klar.
Immerhin machte das Forte Michelangelo direkt nach dem Aussteigen eine ziemlich imposante Figur. Im 15. Jahrhundert wurde es von Papst Julius II. in Auftrag gegeben, um den wichtigen Seehafen zu schützen.
Hoch auf dem übernächsten Foto – oberhalb des Gebäudes der Hafenbehörde – kann man bereits die nächste Sehenswürdigkeit erahnen.
Die Cattedrale di San Francesco ist gleichzeitig auch der Sitz des Bistum Civitavecchia-Tarquinia sowie Wohnsitz von Luigi Marrucci, dem aktuellen Bischof der gesamten Region.
Unser Weg führte uns allerdings nicht in das Gotteshaus sondern tiefer in die Stadt: Natürlich ließ mich der Gedanke an einen kurzen Abstecher nach Rom nicht los, weswegen wir es auf den Bahnhof von Civitavecchia abgesehen hatten. Dieser macht von außen im Gegensatz zur Kathedrale eher einen ziemlich erbärmlichen Eindruck.
Mit dem Zug von Civitavecchia nach Rom
In vielen vorherigen Reiseberichten auf dem Blog hatte ich stets den unschlagbaren Preis der italienischen Eisenbahn gelobt. Ganz stimmt die Aussage nicht mehr, denn gerade mit dem privaten Schnellzug .italo hat mittlerweile das Preisniveau auf der Schiene zwischen den Metropolen in Italien kräftig angezogen. Im unteren Segment der Trenitalia-Regionalzüge würde ich die Aussage der spottbilligen Bahnfahrten weiterhin unterstreichen.
In Zahlen: Gerade einmal 5€ verschlang der sogar deutsch sprechende Fahrscheinautomat und gab uns im Gegenzug dafür ein Ticket nach Rom. Innerhalb Münchens würde man für dieses Geld nicht einmal zum Flughafen kommen, geschweige denn in die nächste größere Stadt.
Einzige Parallele zur bayrischen Landeshauptstadt: Genau wie bei der Fahrt zum Flughafen waren Conny und ich gut eine Stunde entlang der italienischen Pampa unterwegs.
Ein wenig mulmig wurde uns nur beim flüchtigen Blick auf den elektronischen Wetterbericht: Hatten wir uns beim Anblick der morgendlichen Sonne nach dem Aufwachen überhaupt keine Sorgen über Wolken oder gar Regen gemacht, trübte auf einmal ein angesagter Regenschauer die Aussichten. Wir beschlossen also, uns mit dem Sightseeing in Rom zu beeilen.
Aus diesem Grund gingen wir nach der Ankunft am Bahnhof Roma Termini schnellen Schrittes in die Innenstadt.
Erster Halt: Die Piazza della Repubblica mit dem Najaden-Brunnen in der Mitte.
Sightseeing Rom: Trevi Brunnen und Spanische Treppe
Das Schöne an Rom: Die Stadt lag schon oft auf Connys und meinen Reiserouten. Somit hatten wir keine Angst ein Foto zu verpassen, sondern konnten uns unsere Lieblings-Sehenswürdigkeiten aussuchen. Während viele wahrscheinlich eher zum Kolosseum oder dem Forum Romanum laufen würden, liegt bei mir der Trevi-Brunnen ganz vorne auf der Liste. Und so entschieden wir uns, den mit 26 Metern Höhe und rund 50 Metern Breite größten Brunnen von Rom zuerst anzusteuern.
Gut zu erkennen sind die Vorteile des bereits aufziehenden grauen Himmels, der zuerst sporadisch die Sonne und dann die herrlichen sommerlichen Temperaturen verschluckte: Das Fotografieren machte auf einmal richtig Spaß. Wann sonst bekommt man den Trevi-Brunnen ohne den harten Kontrast aus gleißenden Highlights und pechschwarzen Ecken so gut auf ein Foto?
Der Stimmung vor Ort merkte man den schleichenden Wetterumschwung überhaupt nicht an. Die Menschenmassen an dieser Ecke Roms sind immer der absolute Wahnsinn. Ganz im Gegensatz zu den immer leerer werdenden Gassen um den Brunnen herum.
Beim nächsten Ziel kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schon viel zu oft hatte ich versucht meine geliebte Spanische Treppe mit möglichst wenig Touristen zu fotografieren und war stets gescheitert. Dieses Mal war die Sache zu einfach. Ein völlig menschenleere Foto der Spanischen Treppe ganz ohne Photoshop? Kein Problem.
Der Grund war schnell gefunden: Ein gläserner Bauzaun hielt den Touristen auf Distanz.
Ein Glück ist diese Maßnahme nur von kurzer Dauer. Hatte ich zuerst noch befürchtet, dass die Treppe permanent wegen Sicherheitsbedenken oder einer konkreten Anschlagsgefahr dauerhaft gesperrt sein würde, stellte sich die Absperrung nur als Maßnahme für Renovierungsarbeiten heraus.
Vandalen hatten die Treppe 2015 zuletzt im Rahmen eines Fußballspiels schwer beschädigt.
Ein wenig nutzten wir dann noch die Zeit in Rom, um ein paar mir unbekannte Sehenswürdigkeiten unter die Lupe zu nehmen. So zum Beispiel die Piazza del Quirinale im Stadtteil Trevi, nur unweit des Brunnens. An seiner Nordseite steht der Quirinalspalast. Hier befindet sich der Sitz von Sergio Mattarella, dem amtierenden Präsidenten der italienischen Republik.
Auf der Mitte des Platzes steht der Dioskurenbrunnen mit dem fast 15 Meter hohen Obelisco del Quirinale und den namensgebenden Dioskuren Castor und Pollux.
Entlang des Weges zurück zum Bahnhof kamen wir dann noch am Palazzo delle Esposizioni vorbei. Dieser neoklassizistische Palast wird seit seiner Fertigstellung im Jahr 1883 für Kunst- und Kulturausstellungen genutzt.
Zurück zum Kreuzfahrtschiff: Rom – Civitavecchia
Natürlich kam es so, wie es kommen musste: Ein großer Regenschauer erwischte Conny und mich auf den letzten Metern und machte uns einen satten bzw. nassen Strich durch die Rechnung. Da die Kanalisation von Rom in keinster Weise auf Sintfluten ausgelegt war, staute sich das Wasser in den Gassen und erschwerte den Rückweg zum Bahnhof.
Nach ein paar Metern im Regen entschlossen wir uns für den Plan B: Statt zum Bahnhof zu sprinten, würden wir den letztmöglichen Zug zurück nach Civitavecchia nehmen und versuchen den Schauer im Trockenen auszusitzen. Kein ganz unriskanter Plan, der aber letztendlich wunderbar funktionierte. Als Entschädigung sandte uns Petrus übrigens nicht nur einen trockenen Weg zurück zum Schiff in Civitavecchia, sondern auch noch einen herrlichen Sonnenuntergang.
Auch wenn dies erst der dritte Tag unserer achttägigen Reise mit der MS Astor war: Ich küre dieses Foto schon einmal zum besten Bild der Reise!
Weitere Reiseberichte
- Tag 1: Genua
- Tag 2: Livorno
- Tag 3: Civitavecchia & Rom
- Tag 4: Neapel & Pompeji
- Tag 5.1: Captain’s Club, Astor Lounge & Außenaufnahmen
- Tag 5.2: Palermo
- Tag 6: Cagliari
- Tag 7: Olbia
- Tag 8: Genua
Vielen Dank an TransOcean für die Einladung auf die MS Astor.
Hi Phil,
ist eben wie bei uns, daß die ganzen Privatbahnen für jährliche
Preiserhöhungen im ÖPNV sorgen.
Civitavecchia ist anhand der Bilder wirklich “nur” eine typische Hafenstadt.
Die Sache mit dem letztmöglichen Zug zum Schiff habe ich nicht
ganz verstanden. Wann war denn die Abfahrt des Schiffes? Oder
seid ihr über Nacht dort geblieben?
LG Stefan
Hallo Stefan,
ich habe für dich die Zeitleiste noch einmal genau nachgeschaut: Alle Personen sollten laut Programm um 20:30 Uhr an Bord sein. Wir haben es so ziemlich genau um 19:40 Uhr an Bord geschafft. Soo knapp war es also gar nicht. Vielmehr war dies der letztmögliche Regionalzug, der uns noch genau vor der Abfahrtszeit ans Schiff gebracht hätte. Eigentlich war der Plan gewesen, den Zug davor zu nehmen, und so um 18:40 Uhr an Bord zu kommen.
Wie du siehst hat aber alles super geklappt.
LG Phil