Reisebericht Kreuzfahrt MS Astor #5.2 – Palermo
Nachdem Conny und ich am frühen Vormittag unsere MS Astor in Ruhe inspiziert hatten, stand für den Nachmittag ein Besuch in der Innenstadt von Palermo an. Die Besonderheit an dieser Stadterkundung: Tatsächlich konnte Conny dieses Mal komplett das Ruder übernehmen und mir einmal eine Stadt zeigen.
Normalerweise bin eher für die Stadtführungen auf unseren Reisen zuständig. Da sie aber mit ihrer Familie früher oft Urlaub in Sizilien gemacht hatte, kannte sie sich bestens aus. Zuerst ging es zum gemütlichen Frühstücken an Deck mit bester Aussicht über die Stadt.
Frühstück an Bord der MS Astor
Beim Frühstück an Bord hat der Gast die Wahl zwischen dem Waldorf Restaurant achtern im Schiff oder dem Übersee Club. Aufgrund der herrlichen italienischen Sonne an Bord während unserer Mittelmeer-Kreuzfahrt fiel die Wahl an jedem Tag auf den Übersee Club, welcher direkten Zugang zum offenen Achterdeck hat.
Nach dem Frühstück packten wir gemütlich unsere Sachen und bahnten uns den Weg in Richtung Ausgang des Hafens. Völlig untypisch für mich hatte ich dieses Mal weder einen Stadtplan aus Papier noch Kartenmaterial auf dem Smartphone dabei, da ich mich ganz auf Connys Navigationskünste verlassen wollte. Sollte sie einmal die Orientierung verlieren, so hätten wir uns als Plan B einfach durch die Stadt treiben lassen. Dies hatte bereits in Livorno ausgezeichnet funktioniert.
Anscheinend konnte das Schicksal diesen Fakt nicht tolerieren, da gleich nach dem Passieren des Hafentors eine Straßenkarte für Touristen mit allen Sehenswürdigkeiten von Palermo vor meine Füße flatterte. Zufälle gibt’s …
Bevor wir tiefer in die Stadt schlenderten, muss ich an dieser Stelle einen kurzen Exkurs in Sachen Flüchtlingskrise machen. Stammleser Stefan machte mit meiner Rückfrage auf die Siem Pilot aufmerksam: Ein großes rotes Schiff, das ich instinktiv als Offshore Support Vessel einstufte. Diese hochseetaugliche Schiffsklasse dient normalerweise zur Unterstützung und Versorgung von Ölplattformen, was auch die norwegische Registrierung der Siem Pilot erklärt.
Aktuell befindet sich dieses Schiff aber ständig im Mittelmeer und wird zur Rettung von Flüchtlingen in Seenot eingesetzt. So kann ich an dieser Stelle der Mannschaft der Siem Pilot nur den allergrößten Respekt zollen, die laut diesem Artikel von vesselfinder.com bereits 19.000 (neunzehntausend!) Flüchtlingen das Leben gerettet hat. Meinen Dank an dieser Stelle für diesen humanitären Einsatz.
Sehenswürdigkeiten in Palermo
Auf unserem weiteren Erkundungsgang durch Palermo blieben wir zuerst auf nautischer Spurensuche und besichtigten den Hafen La Cala, bei dem sich das Meer wie ein Becken in das Innere der Stadt zieht. Klar, dass ich bei dem Anblick der vielen Segelboote schnell ins Schwärmen kam.
Der heutige Yachthafen war zu den Zeiten der Phönizier das Mündungsdelta zweier Flüsse und wurde schon früh als Haupthafen von Palermo genutzt. Im Zuge einer Neugestaltung wurden die beiden Flüsse wegen Überschwemmungsgefahr außerhalb des Stadtkerns verlegt und ein neuer größerer Hafen gebaut. Ebenfalls wurden hier breite Radwege und jede Menge Grün angelegt, um das Stadtbild am Meer aufzulockern und für die Einwohner Palermos freundlicher zu gestalten.
Die Haupt- und Prachtstraße Corso Vittorio Emanuele wurde erst im 16. Jahrhundert bis ans Meer verlängert, so dass die Notwendigkeit eines Stadttores an dieser Stelle entstand. 1642 wurde die Porta Felice in Form von zwei baroken und getrennten Türmen gebaut und mit zwei Brunnen geschmückt.
1943 wurde der nördliche Turm durch einen Bombenangriff zerstört, jedoch originalgetreu wieder aufgebaut.
Da wir schon einmal auf der Via Vittorio Emunuele waren, nutzten wir diese gleich um weiter in Richtung Stadtzentrum zu laufen. Dabei kamen wir nach einigen Metern an der Parkanlage Giardino Garibaldi vorbei, die im doch sehr stark zugebauten Palermo eine willkommene grüne Abwechslung für’s Auge darstellte. Leider ist dieser Ort – etwas unrühmlich – auch als beliebter Schauplatz für Polizistenmorde der Mafia bekannt.
Grob in der Mitte von Palermo verließen wir die Hauptstraße und bogen in die ebenfalls sehr große Via Roma ein, um dort zur Kirche San Domenico zu gelangen. Die ursprüngliche gotische Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurde an dieser Stelle im 17. Jahrhundert durch einen Renaissancebau ersetzt.
Hinter der mächtigen Kirche wollten wir beide etwas tiefer in die kleinen Gässchen von Palermo eintauchen und uns auf die Suche nach einer etwas unscheinbareren Kirche als dieser hier zu machen.
Nach wenigen Minuten Fußmarsch erreichten wie die Kirche San Giorgio dei Genovesi. Diese befindet sich fast direkt am Meer und wurde zum Ende des 16. Jahrhundert von Kaufleuten und Bankiers aus Genua erbaut. Diese hatten früh die strategische Lage von Palermo für sich und ihre Geschäfte entdeckt und benötigten nun eine passende Begräbnisstätte für ihre Zunft mit direktem Meerblick.
Leicht versetzt hinter der Kirche findet sich als Kontrast eher moderne Kunst: Wie der Name bereits sagt, soll die riesige Metallsäule “Monumento Ai Caduti Nella Lotta Contro La Mafia“ an die Opfer im Kampf gegen die Mafia erinnern.
Zum Schluss wollte ich den Rundgang mit dem Besuch des im Stil des Historismus erbaute Opernhauses von Palermo beenden. Leider zeigte sich die Sonne recht unbarmherzig und bescherte mir am Teatro Massimo nichts als gleißendes Gegenlicht, das mir und meiner mittlerweile doch etwas betagten Spiegelreflex-Kamera alles an Können abverlangte.
Eröffnet wurde das Haus übrigens am 16. Mai 1897 mit einer Aufführung von Verdis Oper Falstaff eröffnet. Leider erzählt die Oper auch eine traurige Geschichte über die lokale Politik. Nachdem das Haus 1974 wegen Baumängeln saniert und deswegen temporär geschlossen werden musste, dauerte die Wiedereröffnung dank mafiöser Baupolitik und Korruption über 20 Jahre bis ins Jahr 1997.
Auslaufen im Sonnenuntergang
Da ich den fünften Tag mit einem kleinen Foto-Shooting im Sonnenaufgang begonnen hatte, war mein Bedarf an rot-gold glänzenden Bildern eigentlich völlig gedeckt. Es hätte demnach ein entspannter Abend werden können, wenn sich die Sonne nicht von uns mit einem fulminanten Lichterspiel verabschiedet hätte. Pünktlich zum Auslaufen des MS Astor in Richtung Calgiari konnte ich gar nicht anders, als noch einmal die Kamera schussbereit zu machen.
Mit diesen herrlichen Stimmungsbildern neigte sich die Reise schon dem letzten Drittel zu. Mit Calgiari und Olbia standen noch zwei Häfen auf der italienischen Insel Sardinien auf dem Programm, bevor wir uns schon langsam mental auf die letzte Etappe nach Genua einstellen mussten.
Weitere Reiseberichte
- Tag 1: Genua
- Tag 2: Livorno
- Tag 3: Civitavecchia & Rom
- Tag 4: Neapel & Pompeji
- Tag 5.1: Captain’s Club, Astor Lounge & Außenaufnahmen
- Tag 5.2: Palermo
- Tag 6: Cagliari
- Tag 7: Olbia
- Tag 8: Genua
Vielen Dank an die MS Astor für die Einladung auf diese Reise im Mittelmeer
Da habt ihr euch eine tolle Jahreszeit ausgesucht, um in Palermo einen Stop einzulegen. Im Sommer ist es dort für meinen Geschmack nämlich schon fast ein bisschen zu heiß – aber im November ist das Wetter perfekt.
Das dachte ich mir auch, Nobert. Ein Sommer in Sizilien ist laut Connys Aussage nichts für schwache Nerven. Hier lohnt es sich eher hinzufahren, wenn der Sonne bei uns in Deutschland so langsam die Puste ausgeht und man im Süden Italiens noch ein paar angenehme Wochen in der Sonne verbringen möchte.
Allerdings wurde es so langsam auch schon etwas frischer. Der Winter soll wohl generell etwas verregnet sein.
LG Phil
Hi Phil,
ich schreibe mich übrigens mit “f” und nicht “ph”:D
Bin da sehr pingelig. Nun aber zu deinem Bericht. Muß gestehen, daß ich
Palermo so nicht erwartet hatte. Hab meistens nur Berichte, Vlogs etc.
mit tierisch engen Straßen und Gassen gesehen.
Das von dir gezeigte sieht dagegen richtig chic aus, eben wie eine
typische italienische Stadt.
Tja, die Mafia ist auch bzw. gerade da allgenwärtig. Das schwarz-weiße
Fährschiff erinnert mich irgendwie an das Logo der Finnair.
Ansonsten bin ich auf Cagliari und Olbia gespannt.
LG Stefan
Ups! Sorry. Ich werde den Schreibfehler gleich ausbessern. Wie immer habe ich natürlich auch die schönen Seiten von Palermo gesucht und definitiv auch gefunden. Enge Gassen gibt’s natürlich auch, allerdings nicht übermäßig “viel” enger als in anderen italienischen Städten. Auf jeden Fall breiter als in Venedig.
Ich hoffe ich kann deine Erwartungen mit meinem Beitrag über Cagliari erfüllen.
LG Phil