Istanbul Reisebericht #2.1: Blaue Moschee & Hagia Sophia
Was für ein beknackter Wetterbericht: Hatte uns die Wetter-App am ersten Tag unserer Tour durch Istanbul noch vor schweren Regenfällen gewarnt, schauten wir beim Blick nach draußen in einen halb-blauen Himmel mit Sonnenschein.
Schnell schmissen wir unsere Indoor-Sightseeing-Pläne über den Haufen und sprinteten nach dem Frühstück aus dem Hotel.
Um in der Stadt von Anfang an mobil zu sein, entschieden wir uns für die Istanbulkart. Ähnlich der Oyster Card in London ist dies eine aufladbare Karte, mit der man nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann, sondern sogar öffentliche Toiletten betreten oder an kleinen Kiosken zahlen kann.
Selbst für den einmaligen Besuch der Stadt lohnt sich die Anschaffung: Die Karte kostet 6 Türkische Lira und ist an den meisten Straßenbahn-Haltestellen erhältlich. Eine Fahrt mit den Öffis kostet so Pi mal Daumen 2 Lira. Der Preis schwankt ein wenig, je nach Einstiegsstation und anscheinend auch abhängig davon, wie oft man bereits an diesem Tag gefahren ist. Ein genaues System konnte ich leider nicht herausfinden.
Völlig perplex vom überraschend guten Wetter ließen wir uns erst einmal in Richtung Sultan Ahmet Parkı treiben. Von einer Verunsicherung in der Stadt konnte übrigens keine Rede sein. Die Stimmung war gut, und selbst Touristengruppen sah man oft genug. Wir entschieden uns trotzdem – getreu der Warnung des Auswärtigen Amtes – uns von größeren Menschenansammlungen fern zu halten und so ein möglichst unattraktives Ziel abzugeben.
Der erste touristische Stopp unseres Rundkurses war der Mehmet Akif Ersoy Parkı.
Da ich in diesem Blog bewusst auf sogenannten doomsday tourism verzichten möchte, habe ich mir das Hippodrom in kurzer Entfernung bewusst gespart. An diesem Ort explodierte am 12.01.2016 eine Sprengladung, die eine deutsche Touristengruppe in den Tod riss.
Blaue Moschee
Aber zurück zum Sightseeing in Istanbul und unserem nächsten Ziel: Die Blaue Moschee.
Da wir bei der Buchung fast nur auf den unschlagbaren Preis geschaut hatten, konnten wir beim Nachschlagen auf der Karte unser Glück kaum fassen. Fußläufig waren Hagia Sophia und die Blaue Moschee ohne Probleme zu erreichen.
Als wir dann am Hauptziel des Vormittags angekommen waren, schob sich in diesem Moment eine große Wolkenwand vor die Sonne.
Für den Touristen eher unschön – für den findigen Fotografen ist dies aber ein perfekter Moment. Stand die Blaue Moschee bisher komplett im Gegenlicht, ergab sich so eine gute Möglichkeit.
Schnell bahnten wir uns den Weg ins Innere der Komplexes und versuchten den Eingang für Touristen zu finden. Eigentlich kein Problem, jedoch war dieser noch wegen eines Gebetes für uns geschlossen.
Da uns allerdings nur eine kurze Wartezeit in Aussicht gestellt wurde, nutzten wir die Chance noch für ausgiebige Fotos.
Obwohl wir der Aussage “kurze Wartezeit” skeptisch gegenüber standen, öffneten sich tatsächlich nur wenige Minuten später die Tore des Hintereingangs. Hier merkte man wieder einmal die aktuelle Buchungslage in Istanbul. Ohne Wartezeit spazierten wir durch den mäanderförmige Pufferbereich und konnten direkt eintreten.
Innerhalb der Moschee gibt’s natürlich eine strenge Kleiderordnung, die vor Ort auch radikal durchgesetzt wird. Conny hatte sich extra einen Schal mitgenommen – unsere Schuhe mussten wir vor dem Eingangstor ausziehen.
Die Organisation ist aber vorbildlich: Kopftücher gibt’s für Damen kostenlos als frisches Leihobjekt von der Stadtverwaltung und dünne Obsttüten stehen jedermann für die Mitnahme seiner Schuhe bereit. Gerade letzteres fabrizierte zwar jede Menge Müll am Ausgang der Blauen Moschee, hilft aber sicher ungemein gegen fiesen Schuh-Diebstahl.
Wie üblich wurden Kirchen dieser Größe und Wichtigkeit so gebaut, dass der gemeine Tourist stets nach dem Eintreten völlig perplex ist und aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Interessanterweise kennt man das Gotteshaus vor Ort aber ausschließlich als Sultan-Ahmed-Moschee.
Der Name Blaue Moschee wird anscheinend hauptsächlich in Westeuropa verwendet und bezieht sich auf die weiß-blauen Fließen an den Kuppeln, die jedoch deutlich jünger als der 1616 fertig gestellte Bau sind.
Hagia Sophia
Beim Verlassen stellte sich die Entscheidung den Moschee-Besuch vorzuziehen als gold- bzw blau-richtig heraus. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen und stattdessen empfing uns draußen herrlichstes Sightseeing-Wetter. Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen: Beim Sightseeing braucht man manchmal auch ein Quäntchen Glück.
Kommen wir nun aber zur nächsten Etappe: Direkt gegenüber der Blauen Moschee befindet sich die Hagia Sophia, die in ihrem langen Leben schon so ziemlich alles mitgemacht hat, was man als sakraler Kirchenbau so erleben kann.
Ursprünglich wurde das Gebäude, das übrigens auch als Sophienkirche bekannt ist, als byzantinische Reichskirche im Jahr 537 eröffnet, bevor sie von 1054 bis 1204 in eine orthodoxe Kirche konvertiert wurde. Danach folgte eine kurze katholische Zeit von 1204 bis 1261, bis sie erneut in den Dienst der orthodoxen Kirchen gestellt wurde und dies bis 1453 auch blieb.
Als vorletzte Etappe schloss sich dann eine Zeit des Islam an, dem die Hagia Sophia bis 1931 als Gotteshaus diente. Als erster Präsident der Türkei regte Mustafa Kemal, der später als Atatürk berühmt wurde, die Konvertierung des Gebäudes in ein Museum an.
Seiner meiner Meinung nach war das Gebäude der perfekte Zeitzeuge für eine bewegte Geschichte. Besonders bei der Inneneinrichtung hatten aus jeder Epoche Kunstwerke überlebt.
An dieser Stelle standen wir vor einer richtig schweren Wahl: Die Hagia Sophia stand definitiv auf unserer must-see Liste. Allerdings war sie auch deutlich als Backup-Plan gekennzeichnet, den wir bei schlechten Wetter aus dem Ärmel ziehen wollten.
Aus taktischen Gründen entschlossen wir uns dann gegen einen Besuch des Museums. Wegen der großen Differenz zwischen Wettervorhersage und den tatsächlichen Bedingungen vor Ort misstrauten wir auch der Prognose für den nächsten Tag. So wurde der Backup-Plan für den heutigen Tag kurzerhand zum Backup-Plan für den nächsten Tag.
Im nächsten Bericht geht’s dann weiter in Richtung Bosporus. Nach einem kurzen Zwischenhalt im Gülhane Parkı steuern wir dann das Stadtviertel Ortaköy an.
Istanbul – Weitere Reiseberichte
- Tag 1: Hinflug mit Turkish Airlines von München
- Tag 2.1: Blaue Moschee & Hagia Sophia
- Tag 2.2: Gülhane-Park & Ortaköy am Bosporus
- Tag 3.1: Taksim Platz & Gezi Park
- Tag 3.2: Marmaray & Leanderturm
- Tag 4: Rückflug vom Flughafen Atatürk nach München
Hi Phil,
irgendwie ein krasser Gegensatz in Istanbul. Einerseits die uralten
Gebäude andererseits die supermodernen Straßenbahnen.
Sah man man in Istanbul häufiger, daß Waren mit dem Handkarren von A nach B transportiert werden? Irgendwie skuril, hier geben sich die Paketdienste in den Städten die Klinke in die Hand.
Die Sultan-Ahmed-Moschee gefällt mir innen wirklich gut. Ich könnte mir vorstellen, daß sich die Höhe der Kuppel nur erahnen läßt.
Wie war´s denn eigentlich in Sachen Verständigung in Istanbul?
Ein guter Freund war vor einigen Jahren mal dienstlich dort, er konnte
sich teilweise sogar auf deutsch verständigen. Viele Istanbuler haben
wohl schon mal in Deutschland gelebt oder sind hier aufgewachsen.
LG Stefan
In der Tat war es ein schönes Zusammenspiel in Istanbul: Harte Handarbeit, gleichzeitig neue Autos, alte Gebäude (natürlich aber mit neuester Unterhaltungselektronik) und gleichzeitig Gebäude aus dem Jahr 500(!). Aber irgendwie würde ich es gar nicht als Gegensatz bezeichnen (:D) , weil es irgendwie nie mit einander konkurrierte, sondern alles nebeneinander friedlich existierte. Aus meiner Sicht ein echt schönes Bild.
Bei der Größe der Moscheen hast du übrigens wirklich Recht: Egal aus welcher Perspektive du Fotos knipst, oder davor stehst, oder sie (kommt noch später!) vom Dach weit weg fotografiert: Du hast einfach nie das Gefühl sie “ganz” drauf zu bekommen. Die Größe ist als Mensch gar nicht richtig fassbar.
Sprachlich ist Istanbul richtig unkompliziert. Wenn du willst, findest du wirklich immer und überall jemanden der Deutsch kann. Aber auch Englisch ist als Rückfallebene überhaupt kein Problem.
Freu dich schon mal auf die nächsten Posts. Ich habe mir vorgenommen, von Istanbul richtig viele Berichte zu schreiben.
LG und dir noch einen schönen Sonntag
Phil
Hallo Phil,
die Preise für Fahrten mit der Istanbulkart richten sich nach einem Grundpreis von 2,30 Lira (Stand 2015) und dem umsteigen in ein anderes Verkehrsmittel (z.B.: Metro in Straßenbahn). Die erste Fahrt ohne umstigen kostet 2,30 Lira. Das umsteigen in ein anderes Verkerhsmittel kostet 1,65 Lira. Das dritte Mal umsteigen ist noch günstiger.
Mit den Jetons würdest du zum Beispiel bei einer Fahrt mit der Metro und einem Umstieg in die Straßenbahn 8 Lira zahlen.
Mit der IK sind es nur 3,95 Lira.
Ich habe das System in einem eigenen Beitrag vor ein paar Tagen beschrieben:
http://www.tuerkeireiseblog.de/istanbulkart/
Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge über Istanbul. Ein paar positive Beiträge kann die Stadt nach den nächsten Wochen auf jeden Fall vertragen.
Ich habe dich bei mir in FB geteilt. ;)
lg Thomas
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Toller und informativer Beitrag – vielen Dank!
Meine letzte Istanbul Reise ist schon wieder zwei Jahre her. Ich hätte mal wieder richtig Lust hinzufliegen, bin aufgrund der aktuellen Lage aber auch etwa verunsichert. Mal schauen.
Liebe Grüße
Sonja