Reisebericht Marrakesch #4.1 – El Badi Palace
Im Nachhinein bin ich immer noch überrascht, wie viele Sehenswürdigkeiten wir in eine so überschaubare Reise gepackt haben. Auch wenn sich unsere Reise nach Marrakesch schon fast dem Ende nähert, hatten wir für den vierten Tag noch insgesamt drei Sehenswürdigkeiten fest eingeplant. Die erste davon gibt es in diesem Blog: Den El Badi Palace.
Bevor wir aber unser erstes Ziel ansteuerten, genossen wir in unserem Riad noch ein ausgiebiges Frühstück. Auch wenn es sich im ersten Moment so anfühlte, als hätten wir für die erste und wichtigste Mahlzeit das Wohnzimmer eines Fremden gekapert, gefiel mir die Atmosphäre schon recht gut. Wer in Marrakesch statt ein Riad statt einem Hotel bucht, erhält nun einmal ein familiäres Ambiente.
Auch an diesem Tag war der Fußweg die absolut richtige Wahl. Wer sein Hotel nur halbwegs innenstadtnah gewählt hat, sollte meiner Meinung nach um Taxis einen großen Bogen machen.
Dass unsere erste Sehenswürdigkeit nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Größe sein würde, war uns bereits im Vorhinein klar: Der El Badi Palace ist heute nur noch eine Ruine. Im Jahre 1578 wurde er vom Sultan Ahmad al-Mansur der Saadier-Dynastie in Auftrag gegeben. Ursprünglich sollen hier einmal über 360 reich verzierte Räume gestanden haben.
Nach dem Untergang der Saadier machten die Nachfolger mit dem Ensemble kurzen Prozess. Die Mitglieder der sog. Alaouite-Dynastie entkernten zuerst die Räume und nahmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest war.
Da diese Maßnahmen anscheinend noch nicht ausreichten, um die Erinnerung an die verhassten Vorgänger zu tilgen, entschlossen sich die neuen Herrscher den kompletten Komplex zu schleifen und das Baumaterial in die 450 Kilometer entfernte Stadt Meknes zu verfrachten. Es grenzt an ein Wunder, dass heute überhaupt noch Ruinen übrig sind.
Durch seine so neu gewonnene Luftigkeit ist der El Badi Palace heute eine beliebte Touristenattraktion. Aufgrund der Tatsache, dass es weit und breit kein einziges Schatten spendendes Gebäude gibt, sollte man als nicht gerade sonnenverwöhnter Europäer jedoch immer an genügend Sonnenschutz denken.
Absolut keine Sonnencreme brauchen die neuen ständigen Bewohner des Palastes. Rund um das Areal haben sich diverse Störche auf der umlaufenden Mauer eingenistet. Zur Beobachtung lohnt sich definitiv ein Fernglas oder ein brennweitenstarkes Objektiv.
Wer die wunderschönen Tiere fotografieren möchte, braucht keine hektischen Manöver zu befürchten. Vielmehr scheint es so, als könnten die Störche stundenlang in ein und derselben Pose verharren.
Beim Fotografieren machte mir dieser Fakt keine wirklichen Probleme. Viel mehr hatte ich beim Videodrehen ständig den Wunsch, dass die Vögel sich wenigstens ein bisschen bewegen, um nicht auf dem finalen Film wie eine ausgestopfte Requisite zu wirken. Das Ergebnis gibt’s hier zu sehen.
Touristen in Marrakesch kann ich den El Badi Palast wärmstens empfehlen, auch wenn man für den Eintritt ca. 10 Dirham berappen muss. Im Eintritt inkludiert ist die komplette freie Fläche des Areals und ein begehbarer Teil der Außenmauer, der sich herrlich zum Störche-Beobachten anbietet.
Ebenfalls kann man die teilweise noch erhaltenen Kellergewölbe der ehemaligen Sommerhäuser besichtigen. Hier wird eindrucksvoll bewiesen, wie die Bauweise die Temperaturen selbst bei Gluthitze auf ein recht angenehmes Niveau herunter bekommt.
Im nächsten Post geht unsere Sightseeing-Reise durch Marrakesch dann weiter. Es stehen der Bahia Palast und die Saadier Gräber auf der Agenda.