Kreuzfahrt Sea Cloud II – Tag 4 – Wale am Seetag
Ein Seetag dient vor allem der Entspannung. Aus diesem Grund folgt an dieser Stelle auch ein eher kurzer Post über unseren vierten Tag an Bord der Sea Cloud II. Früh hatten wir den Hafen von San Sebastián verlassen und bewegten uns nun genau dort, wo wir auch schon den vorherigen Tag zusammen mit der erstgebauten Sea Cloud verbracht hatten: Genau auf dem rund 40 Kilometer breiten Streifen zwischen Teneriffa und La Gomera. Auch hier ist wieder Vorliebe der Wolken für die Inseln zu beobachten. Während wir den strahlend blauen Himmel genießen konnten, hing über das Wetter über La Gomera.
Rein platzmäßig würdet ihr euch wundern, wieviel Platz an Bord der Sea Cloud II ist. Obwohl das Schiff 96 Passagiere aufnehmen kann, finden sich nicht nur ein paar freie Liegestühle. Prinzipiell hat man auf den ganzem Schiff eine komplett freie Auswahl. Hier wäre zum Beispiel die Steuerbordseite: Einmal komplett unter freiem Himmel auf dem Lidodeck (Bild 1), und einmal das eher geschlossene Promenadendeck (Bild 2), auf dem sich die Deluxe-Außenkabinen befinden.
Für die Tatsache, dass das Segeln auf der Sea Cloud II tatsächlich noch harte Handarbeit ist, war ich euch noch einen Beweis schuldig. Gar nicht so einfach, denn auf Kommando des Kapitäns flitzen die tapferen Seeleute wie gelenkige Akrobaten auf Masten. Ja, richtig gelesen: Wer hier arbeitet muss definitiv schwindelfrei sein. Denn egal ob auf 20, 30 oder 54 Metern: Ganz oben muss das Schiff ja schwanken.
Elektrische Winden sucht man an Bord übrigens vergebens. Auch wenn man anno 2000 beim Bau der Sea Cloud II sicher die Möglichkeit gehabt hätte, das Schiff mit der neuesten Elektronik auszurüsten, entschieden sich die Verantwortlichen bewusst dagegen. Auf diesem Schiff sollte die alte Bedienung eines Rahseglers praktiziert werden. Genau wie auf der ersten Sea Cloud gibt es tausende von Seilen und Winden, die entlang der Masten und Wanten nach unten und oben laufen. Laut dem Kapitän ist dies die erste Aufgabe eines neuen Matrosen: Bevor dieser nicht den Namen, die Funktion und den Platz eines jeden Seils kenne, darf er keinen Finger an Bord rühren.
Für besondere Ausflüge – zum Beispiel auf Reede – besitzt das Schiff drei Zodiacs, die mit einem Kran vom obersten Deck herab gelassen werden können. Diese ersetzen somit die Tender auf anderen Kreuzfahrtschiffen, wobei die Sea Cloud mit ihren 106 Metern Länge wirklich in fast jeden Hafen passen würden. Auf vielen Reisen werden sie auch für Rundfahrten genutzt. So darf jeder Passagier einmal “sein Schiff” vom Wasser aus unter vollen Segeln sehen. Da wir am Vortag die Sea Cloud den ganzen Tag an unserer Seite hatten, entfiel dieser Teil des Programms auf unserer Reise.
Auch wenn an einem Seetag normalerweise Tiefentspannung angesagt ist, durfte die Ruhe in einem bestimmten Fall durch eine Durchsage gestört werden. An Steuerbord hatte der Kapitän Wale erspäht und gab diese Information sofort über die Lautsprecher an die Passagiere weiter. Das konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Auch wenn die Wale sich leider nicht sehr weit an uns heran trauten, gelangen mir doch ein paar Fotos mit dem Teleobjektiv. Von der Flossenform würde ich darauf tippen, dass wir eine Schule Grindwale beim Dösen störten.
Am Ende des Tages lässt sich festhalten, dass Petrus und ich absolut einer Meinung waren: Ein schön entspannter Tag auf hoher See muss von einem grandiosen Sonnenuntergang gekürt werden. Gesagt, getan. Während bei uns daheim in München schon finsterste Nacht war, stellte sich hier die Sonne als perfektes Postkartenmotiv auf.
Bei den folgenden Motiven darf sicher jeder gerne seinen eigenen Kommentar denken. Als Vorschlag von anderen Passagiere an Bord unserer Kreuzfahrt gelten aktuell die Kommentar “Schööön!”, “Mei, Kitsch lass nach” oder “*zisch*”. Mein Favorit wäre hingegen die Intro-Musik vom König der Löwen. Ich bin gespannt, was euch spontan in den Sinn kommt. Übrigens fand genau an diesem Tag eine Hochzeit an Bord der Sea Cloud II in kleiner Runde statt. Zu einem solchen Tag passte der Sonnenuntergang wirklich gut.
Nach Sonnenuntergang machten wir uns dann langsam für das Abendessen im großen Salon fertig. Allerdings konnte ich es mir vorher nicht nehmen, noch einmal kurz Teneriffa abzulichten. Ohne Wolken habe ich den Vulkan bisher doch eher selten am Horizont gesehen.
Zum Schluss gibt’s noch ein paar Impressionen von der kulinarischen Seite der Sea Cloud II. Gegessen wird morgens und abends im großen Restaurant. Die Tischzeiten werden jeweils im Tagesprogramm bekannt gegeben und gelten nur für das Abendessen. Feste Sitzplätze gibt es keine, so dass man sich jeden Abend einen neuen Platz aussuchen oder den alten behalten kann. In der Mitte der Reise gab es bei uns ein kleines Captain’s Dinner: Die Fliege und der Smoking waren keine Vorschrift, elegante Kleidung ist bei einem solchen Schiff aber definitiv angemessen.
Eine viel zu kurze Reise näherte sich damit auch schon in großen Schritten seinem Ende. Bereits am nächsten Vormittag war das Erreichen des Hafens von Las Palmas auf Gran Canaria und auch unsere Ausschiffung geplant. Besonders schade wird es, wenn ich euch verrate, wo die nächste Reise der Sea Cloud II hingegangen wäre. Als nächste Tour stand die Überfahrt über den Atlantik an und führte das Segelschiff direkt in die warmen Gewässer der Karibik.
Aber dies wäre nicht ein Reiseblog, wenn ich euch nicht auch vom letzten Tag noch ein paar Bilder mitgebracht hätte. Denn nachdem wir Las Palmas am ersten Tag schändlich vernachlässigt hatten, holten wir hier nun das Sightseeing nach.
Weitere Sea Cloud II – Reiseberichte:
- Tag 1.1: Hinflug nach Gran Canaria mit TuiFly
- Tag 1.2: Unsere Kabine & Einschiffung auf Gran Canaria
- Tag 2: Teneriffa
- Tag 3.1: Gemeinsames Segeln mit der Sea Cloud
- Tag 3.2: San Sebastián de La Gomera
- Tag 4: Wale am Seetag
- Tag 5: Las Palmas, Gran Canaria & Heimflug nach Stuttgart
Alle Bilder in diesem Artikel sind von Conny bzw. mir fotografiert und keine Pressefotos. Vielen Dank an Sea Cloud Cruises für die Einladung zur Kreuzfahrt mit der Sea Cloud II.
Hi Phil,
wieder ganz tolle Bilder von Eurem Seetag…
Würde lustigerweise bei dem Sonnenuntergang auch an das Intro vom
“König der Löwen” denken.
Das große Restaurant schaut wirklich sehr edel innen aus. Was war das
denn für ein Gericht auf dem Teller?
Weißt Du wie lange die Sea Cloud II in die Karbik braucht?
LG Stefan
Leider kann ich momentan die Reisedauer über den “großen” Teich nicht ganz verifizieren. Deswegen kann ich es dir im Moment nur aus der Erinnerung heraus sagen: Von den Kanaren bis zur Karibik müssten es ungefähr 8 bis 9 Tage sein. Allerdings wird auf der Sea Cloud II viel gesegelt. Deswegen braucht das Schiff vielleicht einen kleinen Tick länger als ein großes Kreuzfahrtschiff.
Und Danke für dein Lob. Die Bilder sind aber auch nur so klasse geworden, weil die Sonne echt ein Hammer-Motiv gezaubert hat.
LG Phil
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