Kreuzfahrt Sea Cloud II – Tag 2 – Teneriffa
Schon beim Sortieren der insgesamt 1200 Fotos bemerkte ich, dass das Schreiben der Reiseberichte richtig anspruchsvoll werden würde: Denn worauf soll ich mehr eingehen? Das Schiff oder unsere Landgänge? Was bei normalen Kreuzfahrten dann angesichts von Liegezeiten von 07:00 bis 23:00 Uhr auf der Hand liegt, ist bei der Sea Cloud II gar nicht so einfach. Diese Reisen wurden speziell für Segelfreunde designt. Ergo versuchte unser Kapitän so viel zu segeln wie es nur möglich war. Dementsprechend ist auch die Struktur der Liegezeiten geplant. Wo andere Schiffe bereits früh morgens den Hafen erreichen, nahm sich unser Schiff am Vormittag Zeit für’s Segeln.
Das Erreichen des Hafens von Santa Cruz von Teneriffa war erst um 14:00 Uhr geplant.
In Sachen Wetter hatten wir Petrus mal wieder ein Schnippchen geschlagen. Die Kanarischen Inseln gelten mit nur 28° Entfernung zum Äquator und den ganzjährigen milden Temperaturen zwar als die Inseln des ewigen Frühlings, dennoch hatten sich ein paar Wölkchen am Himmel versammelt. Diese gruppierten sich jedoch alle genau oberhalb der Inseln, so dass wir auf dem Ozean dazwischen die Sonne gut genießen konnten. Während in anderen Urlauben ein starker Wind tendenziell störend aber auf jeden Fall nutzlos ist, konnten wir diesen am zweiten Tag sehr gut gebrauchen. Dank einer ordentlichen Windstärke ließ der Kapitän nur die Hälfte der Segel hissen. Schließlich waren wir ja nicht auf einer Regatta unterwegs.
Dank der sehr entspannten Zeiten unseres Landgangs konnte ich meinen gestrigen Rundgang auf dem Schiff weiter fortsetzen. Als heißen Anwärter auf meinen Lieblingsplatz kristallisierte sich das Sonnendeck heraus. Hier befindet sich direkt hinter der Brücke eine breite Chill-Out-Landschaft mit einigen Sonnenliegen. Obwohl die beiden Rettungsboote genau back- und steuerbord des Sonnendecks angebracht sind, hat man dennoch genügend Aussicht über beide Seiten des Schiffes. Apropos Brücke: Diese steht zu 80% des Tages den Passagieren offen. Nur bei großen Manövern oder während des Anlegevorgangs braucht der Kapitän die volle Konzentration.
Bald war es so weit, und die Hauptstadt von Teneriffa wurde am Horizont immer größer. Wie auf jedem größeren Schiff näherte sich uns zuerst das Lotsenboot, welches die Begleitung für unseren Kapitän beim Anlegemanöver an Bord brachte. Mit einer blitzsauberen Wende manövrierte das Zweiergespann die Sea Cloud II genau zwischen zwei bereits vertaute Kreuzfahrtschiffe.
Für uns stand nun ein lang ersehntes Wiedersehen an: Im September 2013 waren wir zuletzt für zehn Tage auf Teneriffa gewesen und haben dabei auch kurz die Hauptstadt besucht.
Mit dem nächsten Foto kann ich noch einmal gut die Größenunterschiede zwischen unserer kleinen aber feinen Sea Cloud II und einem “herkömmlichen” Kreuzfahrtschiff demonstrieren. Schaut ruhig ein wenig genauer hin: Genau zwischen den beiden Kolossen liegt unser Segelschiff an der Mole.
Den Weg ins Stadtzentrum von Teneriffa kann übrigens niemand verfehlen: Wer immer entlang der blauen Linie läuft, landet direkt an der Plaza de España.
Landausflug auf der Sea Cloud II: Teneriffa
Wie üblich, lehnten wir den vom Schiff angebotenen Rundgang durch die Altstadt von Santa Cruz ab und machten uns mit eigener Karte auf den Weg. Die geführte Tour war für unseren Geschmack ein wenig zu kirchen- und tapaslastig. Keine schlechte Idee für einen Tag mit eher unguter Wetterprognose oder für Leute mit knurrenden Magen. Das Wetter schien sich allerdings nachmittags auch über den Inseln auf unsere Seite geschlagen zu haben, so dass wir eine 100%-ige Outdoor-Tour geplant hatten. Die durch die ausgelassene Tapas-Tour zusätzlich gewonnene Zeit konnten wir für weiter entfernte Ziele investieren.
Trotz unserer Entscheidung gegen die Tour hatte ich mir unseren ersten Stopp von Ausflugs-Programm stibitzt: Die Kirche Nuestra Señora de la Concepción (wer lieber den vollen Namen bevorzugt, sollte vorher tief Luft holen: Iglesia Parroquial Matriz de Nuestra Señora de La Concepción), die ziemlich genau an der Mündung des kleinen Flüsschens Barranco de Santos liegt.
Fasziniert hatte mich an dieser Kirche die leicht konfuse Gestaltung der einzelnen Gebäudeteile der Kirche. Wie im nächsten Foto sichtbar, besteht die ganze Kirche aus lauter Bauten mit unterschiedlichen Höhen, Längen, Breiten, Balkonen und sogar Dachformen. Hauptsächlich liegt dies daran, dass die Kirche seit ihrer Erbauung im 15. Jahrhundert mehrfach erweitert und durch Stiftungen reicher Kaufleute angebaut wurde. So unterteilt sich der Innenraum neben dem Hauptraum in mittlerweile 16 verschiedenen Kapellen.
Wir hatten im Vorhinein kurz überlegt, ob wir der ehemaligen Hauptstadt San Cristóbal de La Laguna einen Besuch abstatten sollen. Diese liegt westlich von Santa Cruz im Landesinneren auf der Höhe der nördlichen Flughafens Los Rodeos. Diese Lage war früher deutlich vorteilhafter für eine Hauptstadt als die direkte Meereslage von Santa Cruz: Im Falle eines Piratenangriffs lag La Laguna geschützter, war außerhalb der Reichweite von Kanonen und konnte so besser gegen die Seeräuber verteidigt werden.
Seit 2007 verkehrt auch eine Straßenbahnlinie zwischen den beiden Städten, so dass die Stadt theoretisch in unserer Besichtigungs-Reichweite lag. Da wir aber mit zwei Stunden Fahrtzeit zu viel wertvolle Zeit verloren hätten, entscheiden wir uns dagegen und marschierten stattdessen zum Auditorio de Tenerife.
Wer unseren letzten Reisebericht von Teneriffa gelesen hat, der weiß, dass wir diesen Konzertsaal schon beim letzten Mal aus der Nähe bestaunt hatten. Das eigentliche Ziel unserer heutigen Tour lag deswegen direkt daneben: Der Parque Maritimo ist dem spanischen Künstler César Manrique gewidmet, der bis zu seinem Tod im Jahr 1992 auf praktisch allen Kanarischen Inseln als Architekt, Maler, Umweltschützer und Bildhauer gewirkt hat.
Im Jahr 2003 fiel der Startschuss für die Umwandlung eines bisher nicht genutzten Areals zwischen dem Auditorio und einem Palmengarten, der auf dem Foto als Hügel am rechten Rand erkennbar. Hierbei stand die Errichtung eines sog. Entertainment-Komplexes aus Pools, Jacuzzis und Sportanlagen im Vordergrund.
Leider waren die ersten Jahre nach der optimistischen Eröffnung keine besonders ruhmreichen: Wegen Vandalismus und technischen Mängeln musste der Park 2009 wieder geschlossen und saniert werden. Mittlerweile steht – nach gründlicher Überholung – wieder das komplette Areal zur Verfügung. Allerdings nicht umsonst: Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen 2,50€.
Ich persönlich finde den Eintrittspreis in Anbetracht der Gegenleistung absolut angemessen. Außer Barcelona kenne ich nur wenige Städte, die das Meer so gut und vor allem ansehnlich für ihre Einwohner in das Stadtbild integrieren. Gerade Hafenstädte scheinen die ästhetische Seite des Meeres oft zu vergessen und opfern ihre Strände voll und ganz den Schiffen. Der Parque Marítimo ist da wirklich ein leuchtendes Gegenbeispiel und weckt selbst im November noch den Eindruck einer Pool-Landschaft eines gehobenen Hotels.
Nur der Strand könnte leicht verbessert werden: Das bisherige Strandareal ist eben ein typischer Strand der Kanaren mit dunklen Sand und eher großen Steinen, die unter Handtüchern doch etwas weh tun könnten. Ein Traumstrand sieht anders aus.
Bevor ich nun aber zu sehr über natürliche Strände nörgele, zeige ich lieber noch ein paar Fotos der abendlichen Stimmung am Strand. Gut zu sehen ist hier die Skyline von Santa Cruz de Tenerife, die neben dem Auditorio durch die Torres de Santa Cruz geprägt werden. Diese Wohnhochhäuser wurden 2001-2004 erbaut und sind tatsächlich die höchsten Zwillingstürme in ganz Spanien. Dass sie die höchsten Gebäude auf den Kanarischen Inseln sind, versteht sich natürlich von selbst.
Für uns ging die Taktik auf: Statt einer geführten Tour hatten wir uns für zwei Sights entschieden und diese dafür etwas länger entdecken können. Bevor wir uns zurück auf den Weg zum Schiff machten, blieben wir noch ein wenig am Strand, und nahmen den Sonnenuntergang mit. Trotz der intensiven Färbung des Himmels rückte er nachträglich nur auf Platz 2 der besten Sonnenuntergänge auf der Reise. Denn soviel sei schon einmal verraten: Der Sonnenuntergang am vierten Tag schlug alle Rekorde.
Bevor sich der Abend dem Ende neigte, gab es noch eine kleine Überraschung für Conny. Meine besserte Hälfte hatte nämlich an diesem Tag Geburtstag und wurde prompt mit einem Obstkorb und einer Flasche Champagner überrascht. Ebenfalls wartete ein kleiner Kuchen beim Abendessen und natürlich die persönlichen Glückwünsche des Kapitäns auf sie.
Der Rest des Abend ist schnell erzählt: Danach krochen wir schnell in unsere Kojen und freuten uns auf den nächsten Tag. Nach einem bekannten Ziel am heutigen Tag wartete am nächsten Tag mit La Gomera absolutes Neuland auf uns.
Weitere Sea Cloud II – Reiseberichte:
- Tag 1.1: Hinflug nach Gran Canaria mit TuiFly
- Tag 1.2: Unsere Kabine & Einschiffung auf Gran Canaria
- Tag 2: Teneriffa
- Tag 3.1: Gemeinsames Segeln mit der Sea Cloud
- Tag 3.2: San Sebastián de La Gomera
- Tag 4: Wale am Seetag
- Tag 5: Las Palmas, Gran Canaria & Heimflug nach Stuttgart
Alle Bilder in diesem Artikel sind von Conny bzw. mir fotografiert und keine Pressefotos. Vielen Dank an Sea Cloud Cruises für die Einladung zur Kreuzfahrt mit der Sea Cloud II.
Hi Phil,
freue mich das es in Deiner Berichterstattung weitergeht.
Ich schätze mal, daß das ausgetrocknete Flußbett vom Baranco de Santos
ist. Weißt Du, warum es in einem derartigen Zustand ist?
Manchen Leute wird es bestimmt nicht gefallen, aber ich finde den
Mix aus alten Gebäuden einerseits und einer modernen stylischen Straßenbahn andererseits in der Haupstadt Santa Cruz richtig cool.
Was finden im Auditorio de Tenerife denn für Konzerte statt?
LG Stefan
Ab jetzt kommen alle Berichte direkt hinter einander! Im Auditorio werden nicht nur Konzerte gegeben, sondern auch Musicals gespielt. Eins davon kommt dir sicher sehr bekannt vor: Sisters Act läuft wohl momentan gerade. Das Programm ist unter http://auditoriodetenerife.com einsehbar – Leider ist die Webseite nur auf Spanisch.
Bei dem ausgetrockneten Flussbett hätte ich jetzt mal den Teide als Übeltäter ins Visier genommen. Im Winter ist die Spitze des Vulkans ja kräftig eingeschneit. Ich bin mir sicher, dass das Schmelzwasser dann über solche Kanäle ins Meer fließt.
LG Phil
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